Hallenmarathon in Germanistan!
Kurz nach 15 Uhr erreichte ich am 21.01.2012 nach heftigem Schneegestöber und stundenlangen Autofahren auf Schneematsch die Niederlausitzhalle in Senftenberg.
Die Niederlausitzhalle ist eine große Sporthalle, die zu Zeiten der DDR große Sportveranstaltungen erlebt hat. Hier wurden im Winter die DDR-Meisterschaften in der Halle für Leichtathleten durchgeführt. Eine Runde auf der Laufbahn beträgt 250 Meter, dies bedeutet 169 Runden für den Marathon. Der Hallenmarathon stärkt die eigene Willenskraft, denn es ist schon eine große Herausforderung, mehrere Runden unter dem Hallendach zu laufen. Dazu Kommt, dass in jeder Runde zwei steilansteigende Kurven zu bewältigen sind. Gerade für Läufer wie mich eine große Herausforderung. Das Überholen ist schwer möglich und unterbricht ständig den Rhythmus.
Nachdem ich ca 3 Stunden vor dem Start bei der Niederlausitzhalle eingetroffen bin, die Startunterlagen und das Zimmer in der Halle bezogen habe lege ich mich für eine Stunde aufs Ohr um mich entsprechend auszuruhen.
Dann beginnt meine Geschichte zu den 42,195 Kilometern oder 169 Runden.
Mit ca 60 - 70 anderen Läuferinnen und Läufern stand ich an der Startlinie und wartete auf den Startschuss in den Abend von Senftenberg. Nach einiger Verspätung geht es um ca 18:15 Uhr endlich los. Die Halle wird fast völlig abgedunkelt als die Schüsse den Beginn der Veranstaltung signalisieren.
Den Marathon hier zu Laufen verdanke ich der Heike die in ihrem Blog einen link gesetzt hat und neugierig wie ich bin habe ich mir den angeschaut und bin dabei zu dem Hallenmarathon gestoßen. Ich sollte es noch bereuen. Nach wenigen Metern in der ersten Steilkurve gibt es auch schon den ersten Läuferstau was mich nicht wirklich verwundert.
Mein Ziel war es, auf eine Zeit 3:29 h zu laufen, dies bedeutete in der Theorie 1:14 min pro Runde. Aber Theorie und Praxis sind bekanntermaßen zwei ganz verschiedene Paar Schuhe.
Ich gewöhnte mich leider gar nicht an den Uraltbelag auf dem ich lief und den vielen Steilkurven die ja 340 mal zu bezwingen waren. Als würde es kein halten mehr geben und ich die Sache rasch hinter mir bringen möchte lief ich ohne jegliches Ryhtmusgefühl viel zu schnell Runde um Runde. Ich schaffte es einfach nicht, das Tempo langsamer zu gestalten und so lief ich Runde um Runde ohne Probleme runter. Ständig kam ich in den Genuss Läufer zu überrunden. Ich versuchte auf den langen geraden die Läufer zu überholen um in den Steilkurven das Überholen zu vermeiden. Dieser ständige Tempowechsel...schnell auf der Geraden, extrem langsam in den Steilkurven weil keine Überholmöglichkeit zerrten zu viel an meinen Nerven und ich überholte auch ab sofort auch in den Steilkurven. Damit versties ich eigentlich gegen meinen Plan das Überholen – wenn es ging, in den Steilkurven zu vermeiden.
Leise Musik rauschte im Hintergrund und hatte eher einschläfernden Charakter. Durch einen eigenartigen Gestank in der Halle (es roch nach etwas undefinierbaren) versuchte ich auch ganz diszipliniert viel zu trinken. Doch die viel zu schnellen Rundenzeiten, die schreckliche Hallenluft forderten ihren Tribut.
Langsam, aber sicher begann ab Runde 112 aus dem Vergnügen ein innerer Kampf gegen den Schweinehund zu werden. Hallenlauf ist eben was anderes als in der Natur oder in der City zu laufen und 250-Meter-Runden können einem verdammt auf den Keks gehen.
Bei Runde 120 oder KM 30 war ich noch genau auf Kurs Richtung Sub 3:29. Doch ich war schon durch die ständigen Überholmanöver besonders in den Steilkurven mit den Beinen völlig im Eimer. Ich habe mich dann zu Margarete gesetzt und wollte einfach nimmer weiterlaufen weil plötzlich auch mein Kreislaufen zu spinnen angefangen hat.
Nach Anfeuerungsversuchen und überstanden Schwindel habe ich mir halt ein anderes Ziel gesetzt. Durchkommen mit Anstand und was für meine Marathonsammlung tun. Da ich meine Zeiten eh alle im Kopf habe wusste ich das die nächste Lücke sich erst bei 3:55 auftut. Da kam mir auch ganz gut, ich konnte mich zurückfallen lassen und mich dabei regenerieren und die Marathonsammlung freut es auch.
Ich wollte nur noch ins Ziel, egal wie und egal wann. Ein leichtes Schwindelgefühl vom ewigen Rundengedrehe kam und ging auch wieder.
Mittlerweile kotzte mich das Rundendrehen schon regelrecht an. Denken und Rechnen bzgl Tempowahl um 3:55 zu erreichen funktionierten nicht mehr. Nur mehr der Körper funktionierte und drehte Runde um Runde. Und dann auf einmal war alles vorbei, ich bin in der letzten Runde und schaffe eine Punktlandung in 3:55:14. Erstes Zeitziel leider nicht geschafft, dafür aber mit einem Notplan gefinisht.
Und die Gewissheit: Hallenmarathon kann man nicht mit Läufen in der Natur vergleichen. Die Halle hat eigene Gesetze und das durfte ich an diesem Tag lernen.
Vielleicht hatte ich auch nur einen schlechten Tag, schlechte Vorbereitung oder ich wird einfach schon viel zu alt für das Marathonlaufen. Auf jeden Fall bin ich schon ziemlich enttäuscht das mir der Marathon so eine drüber gezogen hat. Die Zeit hätte ich auch billiger haben können wenn ich gleich auf 3:55 losgelaufen wäre hätte ich mir viel Müh und Plag ersparen können. Aber glücklicherweise bin ich von Krämpfen verschont geblieben die leider sehr viele Läufer erwischt hat. Offensichtlich hatten mehr Leute Probleme mit dem Laufen in der Halle.
Und als ich mich gerade Massieren lasse ruft mich der Moderator auf zur Siegerehrung. Platz 2 in der AK und 13.ter Mann stehen am Talon. Passend zu meinem Tempo bekam ich auf dem Siegertreppchen unter anderem ein Glas Gurkerl.
Spätestens jetzt ist mir bewusst das ich ein Gurkerlläufer bin.
Fazit: Nieeeeeee wieder Marathon in der Halle, da ist mir Hitze, Kälte, Sturm oder sonst was viel lieber.