Autor Thema: 2012-04-15 VCM Marathon - Ulrich  (Gelesen 811 mal)

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2012-04-15 VCM Marathon - Ulrich
« am: 15.04.2012, 00:00:00 »
Datum: 2012-04-15
Event: VCM Marathon
Distanz: 42.195 km

Ersteller: Ulrich

Offline Ulrich

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2012-04-15 VCM Marathon - Ulrich
« Antwort #1 am: 15.04.2012, 00:00:00 »
42 zum Quadrat oder me and Captain Jack Sparrow

2010 und 2011 war es mir ja eine Ehre, Dodo bzw Boenald ein wenig zu begleiten, durfte mich ein bisserl als Teil dieser Läuferschar fühlen. So ganz das gleiche wie die Teilnahme am Marathon war das aber freilich nicht. Naja, irgendeine Konsequenz musste die alte Geschichte ja auch haben, für mich zumindest. Denke, dass dem lieben Wolli ja völlig wurscht ist, ob meinereiner da rennt oder nicht ;)

Heuer aber sollte es anders sein. Und ehrlich gesagt war daran eine Szene aus „Fluch der Karibik“ schuld. Eine Szene und die die dazugehörige Musik ,  die ich jedes Mal beim Unterstützen in der Hauptallee wieder hören durfte. Schon beim Pacen hatte ich eine gewisse Gänsehaut, es war mir klar, ich wollte einfach dieses Gefühl auch nach 30 gelaufenen Kilometern erleben. Eigentlich war das meine Motivation heuer den Konradmarathon zu rennen.

Nach Christophs Tipps im Winter gestaltete sich der erste Teil der Vorbereitung zur reinen Lauffreudenorgie. Ich lief dermaßen lockeren Schrittes durch die Gegend, dass ich schon den Eindruck hatte, das Laufen für mich neu erfunden zu haben. Leider hatte ich es dann gleich ein wenig übertrieben, lief nur noch in den Brooks Flow und handelte mir dadurch eine Muskelansatzentzündung ein. Naja, der Rest war die Jammerei im Blog, macht auch nichts. Zusätzlich dazu dann auch noch eine innerfamiliäre Grippe und Erkältung, wobei ich zwar von der Grippe in Reinform verschont blieb (zumindest keinerlei Temperatur) aber die Verunsicherung war dennoch nicht von der Hand zu weisen.

Bei der EXPO nutzte ich dann die Möglichkeit der Studie, um ein wenig über die intracorporalen Veränderungen während des Marathons zu lernen, wobei Heidi und ich auch gleich das Angebot des Medical Centers in Anspruch nahmen, uns auf allfällige Infekte testen zu lassen. Die im Blog beschriebenen Schockmomente hinterließen eine kleine Narbe in meinem Ego, sodass ich ein wenig verunsichert war.

Nun, der Morgen des Marathontags dämmerte heran, eigentlich war ich erstaunlich guter Dinge. Endlich seit 3 Tagen keine nennenswerten Schmerzen in den Oberschenkeln, gut geschlafen, gut gegessen, also eigentlich sollte es passen. In Bezug auf das Wetter verließ ich mich mental weniger auf den Wetterbericht, sondern auf die Marathonweisheit: in Wirklichkeit ist es immer weit weniger schlimm, als die Vorhersage sagt, dennoch wollte ich mich 2 Leiberln laufen. Schließlich musste ich ja meine Gels wo einstecken. Unsere Gruppe traf sich, wir schlendern zum Start, alles bester Stimmung, ich gebe meinen Kleidersack ab und …. Verliere gleich darauf Heidi aus den Augen. Ein wenig traurig mache ich mich auf den Weg zum Startblock, plaudere noch ein wenig mit Bekannten und… bald geht’s los.

VCM12:
Auf der Reichsbrücke, von wirklichem Laufen ist noch keine Rede, unterhalte ich mich mit einem Kollegen, der scheinbar ähnliches Tempo wie meinereiner am HM rennen will. Wir quatschen so dahin, bis ich zu meiner Überraschung sehe, dass mein Puls bereits nach 1500m auf 158 ist. Das sollte eigentlich erst nach 20km in 4:45 passieren nicht nach 7:30 im 5:20er Schnitt. Verdammt was wird denn das? Ein paar hundert Meter beobachte ich die Anzeige, doch leider, scheinbar handelt es sich um keinen Irrtum. Ich stelle sofort das Reden ein, der Puls sinkt zwar um ca. 3 Schläge, doch auch das ist irrelevant. Entschuldige mich bei meinem Mitläufer und laufe mein Tempo. Will heißen, ich ziehe davon. Ich konzentriere mich auf Christophs Tipps und schmunzle, wie locker ich mich dabei fühle, während ich bei Kollegen, die sich offenbar sehr kraftbetont fortbewegen, vorbeiziehe. Danke für die Ratschläge!

Prater, Schüttelstrasse, alles halbwegs OK, wobei ich schon gestehen muss, dass mir der Puls nicht unbeträchtliche Sorgen macht. Stimmten die Werte bei der EXPO vielleicht doch? Bin ich nicht ganz gesund? Soll ich beim HM aufhören? Na mal schauen, meine Muskeln sind wenigstens absolut unauffällig, keinerlei Probleme, als hätt ich nie stundenlang gehumpelt. Schwedenbrücke, Urania, Ring, die Leute lassen sich nur ungern motivieren. Naschmarkt, ich schraube wieder meinen Puls unter 160 und laufe im 5er Schnitt. War die Wienzeile eigentlich immer so steil? Ach, ich hab scheinbar in den letzten Jahren viel vergessen.. Aber eigentlich macht’s eh Spaß. Bei der Staffelübergabe die üblichen Dramen, dann rauf die Schlossallee und rein in die Mariahilfer Straße. Ja, alles scheinbar OK, leichter Schritt, ich freue mich auf die innere Mahü, dort möchte ich endlich ein bisserl runterrollen können.

Ach ja, meine Kleidung! Mein neu erstandenes pinkfarbenes Stirntuch habe ich längst runter gegeben, viel zu heiß, ebenso meine Ärmlinge. Doch möchte ich sie nun nicht mehr ewig in Händen halten. Ich freue mich auf MiSter und Susu, denen ich dann meine Sachen überlassen darf. Ha, unmittelbar an der Kreuzung Gürtel und Westbahnhof stehen Michi und Dagmar G. ich nutze die Freude zu einem kleinen Plauscherl und überlasse ihnen mein Tuch und die Ärmlinge. Leider vergesse ich auf den genauen Treffpunkt mit MiSter und Susu und laufe einfach weiter… endlich rollen lassen, ich freue mich.. doch ist schlicht zu wenig Platz. Kaum finde ich ein paar freie Meter, so komme ich auf ein Tempo, welches mich dann gleich auf einen Vordermann auflaufen lässt. Schade, naja, es war ein Versuch. Unmittelbar vor dem HM versuchte ich die Leut anzufeuern, doch „ich weiß, es ist nur der HALBE Marathin bisher aber ein bisserl anfeuern könnt´s uns schon“ scheint nicht der richtige Spruch gewesen zu sein ;) :D
HM: in 1:46 in etwa im Plan, ein kurzer Rundruf meldet: alle Systeme OK, keine Schmerzen, Puls unverändert. Gut, dann auf die 2. Hälfte. :D
Endlich ein bisserl Platz! Liechtenstein- Alserbachstrasse, zügig, locker, alles nett, dann runter die Donaustrasse. Ich hoffe auf eine Bekannte, die hier in der Nähe wohnt, sie hat im Gespräch mit Heidi und mir erwähnt, dass sie vielleicht zuschauen kommt. Die Kilometer vergehen in ca 4:55, paßt. Bei den Labestationen nehme ich mir Zeit, trinke immer brav mein Iso, ich bin heut stressfrei unterwegs. Trotz aller Stressfreiheit überhole ich eigentlich recht viel, wenngleich ich dann auch wieder bei einer Pinkelpause von einigen rücküberholt werde. So what? Eingangs Prater eine leichte Ernüchterung, das nasse Leiberl führt zu nicht unerheblichen Bauchmuskelkrämpfen. Nur kein Risiko eingehen, ich schlucke gleich das mitgeführte Magnesium. Sei es die Pause, sei es das Magnesium, die Krämpfe verschwinden innerhalb einer Minute und bleiben auch verschwunden. Auf der Meiereistrasse versuche ich bekannte Gesichter im Gegenbereich zu erhaschen, jedoch: keine Chance. Niemand weit und breit zu sehen, der einigermaßen forianisch aussieht. Auch nicht hinter mir. Ich überlege kurz und beschließe für den Fall dass Heidi nur knapp hinter mir wäre, zu warten und mit ihr gemeinsam zu laufen, doch… auch sie ist nicht immerhalb eines KM´s hinter mir. Schade.

Bis hierher war ich mit meinem Mp3-Spieler ja sehr zufrieden, jetzt aber hoffte ich inständig auf andere Musik. Ich lauschte erst in die Pause zwischen 2 Liedern hinein und als ich andeutungsweise die erhofften Klänge vernahm, ward sofort die Pausetaste gedrückt. Ja ich weiß, ich bin ein Kindskopf und grad beim Marathon besonders emotional, aber Ihr könnt Euch kaum meine Freude vorstellen, als ich von der Piraten-Musik getragen wurde. Dieser Moment war der Grund des Laufes, die Musik trug mich, trieb mir Tränen in die Augen, ja das war DER Moment des Marathons! Mischa kommt mir entgegen strahlt und winkt! Ich freue mich für ihn. Beim Lusthaus bläst dann kühler Wind entgegen, gibt’s ihn also wirklich heute ;)

Jetzt wird’s ein bisserl zäh, doch das kennen wir ja alles ganz gut. Noch ca. 8 Kilometerchen, und schließlich kann ich mich ja durch die Musik noch berauschen lassen, Lauft heim, Piraten Joho! Meiereistrasse raus, Schüttelstrasse, ich hänge mich kurz hinter einige andere drein, doch leider sind sie mir dann ein wenig zu langsam, ich überhole wieder. Der Wind.. ich merke ihn eigentlich nicht und finde die Schüttelstrasse plötzlich gar nicht so schlimm. Rauf die sonst so ungeliebte Franzensbrücke, rüber in den 3. Hieb. Gleich haben wir´s wieder mal. Das ist dann mein 42. Marathon. 42 mal 42 (nun, den Titel des Berichts habe ich bereits vor über einem Monat für mich festgelegt ;) ) .

Zollamtstrasse, ja, es ist alles recht locker. Bis auf das Publikum, warum schaffen die´s eigentlich nie von selber, uns anzufeuern? So gehe ich halt meinem Job nach und sorge für Stimmung. Endlich laufe ich auf den Ring ein, da liest der Mp3 Spieler meine Gedanken und spielt noch einmal die Filmmusi aus "Fluch der Karibik", wieder überhole ich, im Gegensatz für früheren Jahren gehe ich nicht ein, sondern kann beschleunigen, gleich der letzte Kilometer, der rote Bogen. Die Powerzone, das Publi-gähn-kum. Naja schlafen können`s nach mir wieder, aber nicht wenn ich da bin. Ich mach ein bisserl an Kasperl, die Leute gehen mit und freuen sich. Mein Puls schnellt auf 177, ich nehme das Tempo wieder zurück und genieße die letzten Meter. Noch 500, bald ist der VCM 12 Geschichte. Den Triumphzug der letzten Meter genieße ich, meine Arme bleiben fast permanent Richtung Himmel und Publikum gerichtet, es macht mir einfach zu große Freude, als dass ich hierauf verzichten könnte. Was kümmern mich die Sekunden oder Minuten wenn ich diese Freude auch haben kann? Burgtor, Tribüne, Hände rauf Ihr Leute, ich bin da! Die Leut feiern mit mir, die letzten 50 Meter sprinte ich ins Ziel.
Im Ziel spricht mich ein Kollege an, er sei den letzten KM dauernd hinter mir gelaufen, weil da so eine gute Stimmung war :D :D :D :D :D

Jo das wars. Abzüglich der Trink-Pinkel und Krampfpausen ein 5er-Schnitt-Marathon in zu hohem Puls (gleich wie der 3:21er vom LCC2011) der ansonsten ohne negative Eindrücke und viel JOHO zu Buche schlägt.

Eigentlich: Paßt!

p.s. die Auswertung der Studienergebnisse erhalte ich erst später
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Offline Pizzipeter

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2012-04-15 VCM Marathon - Ulrich
« Antwort #2 am: 16.04.2012, 10:54:50 »
Danke Ulrich für deinen Bericht!
...macht Lust selber nächstes Jahr in Wien zu laufen...muss es nur erst noch meiner Frau beibringen...
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Offline Abu

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2012-04-15 VCM Marathon - Ulrich
« Antwort #3 am: 16.04.2012, 13:18:25 »
Lieber Ulrich,
das liest sich ganz hervorragend. Wie schön du erzählen kannst, da hört man richtig die Piraten im Hintergrund *g*!
Finde ich Christophs Tipps im Forum irgendwo? Die muss ich auch haben!!!
Grad wie du auf km 19 gelaufen bist, müssen Peter und ich beim Mäci auf einen Kaffee gewesen sein, weil wir haben dort schon eine Zeitlang Stimmung gemacht *g*
glg und erhol dich gut!
Andrea

Offline heitzko

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2012-04-15 VCM Marathon - Ulrich
« Antwort #4 am: 16.04.2012, 14:15:29 »

ich gratuliere meinen ganz persönlichen privat-piraten zur eroberung der 42 x 42 :). auf zu den nächsten abenteuern,johoooo :)!


Offline JM

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2012-04-15 VCM Marathon - Ulrich
« Antwort #5 am: 16.04.2012, 19:46:54 »
Hätte ich das gewusst dann hätten wir bei der ARP "Wir sind schlimme Schurken. Trinkt aus Piraten joho! ... " gesungen. Gratulation zum 42er.
When your life flashes before your eyes, make sure you’ve got plenty to watch

Offline susu

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2012-04-15 VCM Marathon - Ulrich
« Antwort #6 am: 16.04.2012, 20:05:21 »
danke für den schönen bericht.

wir haben dich beim foto-point schwer vermisst. du bist ja ein leicht sichtbarer: groß, erkennbar am laufstil und üblicherweise schon aus der ferne winkend... na war halt nix.

so und nun warten noch große taten auf den laufenden piraten (z. B. der 50er)

alles gute
susanne

Offline Patmich

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2012-04-15 VCM Marathon - Ulrich
« Antwort #7 am: 16.04.2012, 21:36:10 »
Wow 42 x 42..., danke für den schönen Bericht.

Offline Tschitschi

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2012-04-15 VCM Marathon - Ulrich
« Antwort #8 am: 17.04.2012, 00:51:45 »
hat mir getaugt deinen Bericht zu lesen.
Und: ich hab am Schwarzenbergplatz mit Anna und Franz (mein Wirt) angefeuert, wir haben "Mach den Ulrich!" nicht gebraucht und daher scheinbar dich nicht gesehen, aber die Läufer genau neben dir niedergebrüllt!
42 Marathons, Bumsti!
"man muss wissen bis wohin man zu weit gehen kann" jean Cocteau

 

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