Autor Thema: 2012-04-29 Hamburg Marathon - Mick1240  (Gelesen 762 mal)

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2012-04-29 Hamburg Marathon - Mick1240
« am: 29.04.2012, 00:00:00 »
Datum: 2012-04-29
Event: Hamburg Marathon
Distanz: 42.195 km

Ersteller: Mick1240

Offline Mick1240

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2012-04-29 Hamburg Marathon - Mick1240
« Antwort #1 am: 29.04.2012, 00:00:00 »
Zum 10. Mal

Also stehe ich wieder einmal ein Start – diesmal am Start des Hamburg-Marathons. Es ist mein 10. Marathon. Und der 10. soll doch was Besonderes sein, oder?  2 pro Saison – d.h. 5 Jahre lang rund 4.500 km pro Jahr. Und die Vorbereitung zu diesem Wettkampf war ungewohnt  zäh. Zuerst war der Piriformis beleidigt. Dann die hinteren Oberschenkelmuskeln. Nie wirklich arg, aber unangenehm. Bei jedem Trainingslauf zuerst das Wissen,  jetzt wird’s einmal wehtun. Erst nach 3 km wird’s besser und so weiter und so fort. Und dazu die Frage, wozu das alles. 3 Stunden—Schwelle geschafft. Besser wird die Leistung wohl nimmer. (Leider) schon in einem Lebensbereich, wo man der Physis eigentlich schon sehr gut zureden muss, dass sie an den alten Erfolgen anschließen kann. Kurz gesagt – eine veritable Läufer-Midlife-krise (oder so) und eigentlich keine Lust zu laufen. Besser wird es erst als ich physiotherapeutische Hilfe in Anspruch nehme, gepaart  mit der Anweisung einmal 2 Wochen nicht zu laufen.
So gestaltet sich das Training als wenig zufriedenstellend und auch das Ergebnis des Kontroll-HM in der Hauptallee ist - naja mäßig. Also Training  zu Ende führen und dann bin ich auch schon in der Taperingphase und ab nach Hamburg. Im Flieger Richy getroffen, wie schon öfter bei den Auslands“engagements“. Der strotzt leider auch nicht vor Zuversicht und so findet sich ein Verbündeter im Geist, denke ich mir.
Nach einer unruhigen Nacht mit wenig Schlaf und todmüde weckt der Wecker 3 Stunden vor dem Start. Mit Kopfweh wird die Vorstart-Routine abgespult. Nur die große Aufregung, die sonst die 3 Stunden dominiert, will sich nicht einstellen. Auch gut! Rennstrategie festlegen – Gewinnen kann ich heute nichts. Also Spaß soll es machen, lautet die Devise. Wie damals in New York.
Zurück zum Start – das Wetter ist ideal und wie mir scheint für Hamburg exzellent. Beim Anstellen bei den Pixiedingern (10 Minuten lang) friere ich zwar wie ein Schneider. Liegt daran, dass ich schon für den Lauf adjustiert bin, kurze Hose, ärmelloses Leiberl und Schuhe, sonst nix. Aber ich wähle doch extra immer ein Hotel fußläufig zum Start, um mir vor dem Start die Anstellerei bei den Kleiderbussen zu ersparen. Dann ab in den Startsektor und im Gegensatz zu Wien werden tatsächlich nur LäuferInnen eingelassen, die dort hingehören. Juhu – kein Grant am Anfang, weil die Strecke blockiert ist. Dann kommen verbale Aufmunterungen im Hamburgischen Stil an die StarterInnen und dabei vergisst man(n) leicht, dass der Wind eigentlich ziemlich stark weht und es noch kalt ist. Die Aufregung will noch immer nicht einsetzen, wie ein Blick auf die Polar zeigt. HF um 30 Schläge langsamer als sonst am Start – na auch gut.
Und dann geht es auch schon los. Reeperbahn steht zunächst am Programm. Von dem schlüpfrigen Image bekomme ich im morgendlichen hellen Licht nichts mit. Dafür jede Menge Zuseher, die einfach super sind. Die anfeuern und mit leben und den Eindruck vermitteln, dass das Zusehen auch Spaß macht. Und die Strecke liegt frei vor mir, kein Stau, auch am Beginn nicht. Da wirkt sich halt aus, dass es doch „nur“ rund 15.000 TeilnehmerInnen sind und nicht 40.000 wie in Berlin und dass Hamburg breite Straßen hat. Wider Erwarten spielen die Beine mit, ohne Zwick und ohne Zwack und die Geschwindigkeit ist viel zu hoch. Also eingebremst, will ja nicht so schnell – es soll ja Spaß machen lautet die Losung. Geht echt gut, wenn nur die Trainingsläufe so gut gegangen wären … Und schon ist die erste Verpflegungsstelle erreicht und ein Becher von diesem „köstlichen“ Isogetränk wird hinunter gestürzt. Wirklich lecker ist das nicht, aber es gibt Kraft. ;) Und jetzt wird der Kurs wirklich schön, die nächsten 7-8 km gehen entlang der Elbe und dem Hafen und es kommt bei mir echt Meeresfeeling auf, obwohl das Meer rund 100 km entfernt ist. Das ist halt Hamburg, die schönste Stadt im Universum, wie uns beim Start eingepeitscht wurde. Gemäß des Streckenprofils sollte es zwar Bergauf-Bergab gehen, aber im Überschwang der Gefühle und durch das Anfeuern der ZuseherInnen merke ich nichts davon. Weiter geht es entlang von Sehenswürdigkeiten, die ich – weil ja Spaß angesagt war- auch voll würdigen kann und ich verliebe mich immer mehr in die Stadt und die Strecke. Endgültig „wau“  wird es dann, als Binnenalster und Außenalster erlaufen werden. Ein prächtiges Szenario bietet sich da, nicht nur die Gewässer sind schön anzusehen, auch die Gebäude und der Villenvirtelcharakter der Gegend finden meinen mentalen Zuspruch.  Und überall ein Publikum, dass der Stadt alle Ehre macht. Halbmarathondistanz auch schon erledigt und es läuft noch ganz gut, wenn auch schön langsam die Beinmuskeln spürbar werden.  Km 30 geht auch noch, habe aber ohne es zu merken die Geschwindigkeit bereits reduziert. So und dann zwischen km 33 und 35 muss es wohl gewesen sein, schlägt nicht der Hammermann sondern die Sinnkrise zu. Gerade als Tina an mir vorbei läuft, als es in den Beinen zu ziehen beginnt und jetzt der Augenblick wäre, „Schei.. drauf“ zu sagen und weiter zu laufen, auch wenn es wehtut und die Erschöpfung zuschlägt, frage ich mich: „Was soll das Ganze? Wen juckts, ob ich jetzt 10 Minuten früher oder später ankomme?“ Und das ist schlecht, sehr schlecht, denn jetzt wird zuerst eine kurze Gehpause eingelegt und dann jogge ich nur mehr im Grundlagentempo ins Ziel. Zuseher sind noch genug da. Die feuern auch an, nur ich hab keinen Bock und Biss mehr. Der rote Teppich ist dann schnell abgeschritten und das Renn zu Ende. Bescheidene Zeit, aber es hat doch überwiegend tatsächlich Spaß gemacht. Also Rennstrategie aufgegangen? Meine Partnerin, die ich auf der Strecke leider nie gesehen habe, bemerkt dann nur lapidar, bei den anderen Marathons warst aber viel fertiger. Und das stimmt, am Nachmittag machen wir schon wieder die Stadt per Pedes unsicher und am nächsten Tag spüre ich den Marathon gar nicht mehr.
Was bleibt, ist eine mehr als empfehlenswerte Marathonstrecke mit ZuseherInnen so richtig zum Abbuseln und dass die ganze Strecke lang. Einzig das Wetter ist in Hamburg recht instabil, wie die große Anzahl an Regentagen beweist. Ich aber werde mich jetzt mit Mentalcoaching beschäftigen (lassen). Mal sehen, ob das hilft, meine Barrieren zu überwinden.

Offline JM

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2012-04-29 Hamburg Marathon - Mick1240
« Antwort #2 am: 06.05.2012, 17:24:40 »
Danke für den Bericht Michael. Einen guten Marathon misst man nicht in Stunden und Minuten. Und du warst diesmal am richtigen Weg zu einem guten Marathon, es werden noch viele sehr gute kommen. Lust auf Hamburg hast du mir aber schon mal gemacht.
When your life flashes before your eyes, make sure you’ve got plenty to watch

Offline Willy

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2012-04-29 Hamburg Marathon - Mick1240
« Antwort #3 am: 08.05.2012, 11:21:04 »
hut drauf, schwamm drüber! auf zum 100er staffellauf am 16.6. im prater...
km xy... und das kreuz hält !!!

Offline run4fun

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2012-04-29 Hamburg Marathon - Mick1240
« Antwort #4 am: 17.05.2012, 10:23:38 »
trotzdem Gratulation - auch wenns Finish nicht so gut war.
Ich glaub Hamburg werde ich mir auch mal geben.
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Offline Richy

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2012-04-29 Hamburg Marathon - Mick1240
« Antwort #5 am: 21.05.2012, 09:26:57 »
Auch wenn Du den Marathon am Ende gejoggt bist, erreichst du immer noch fabelhafte Zeiten. Neidisch guck ;)

Super Bericht - auf ein baldiges Wiedersehen irgendwo auf einem Flughafen dieser Welt und dann mal wieder beide top motiviert.

 

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