Autor Thema: 2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun  (Gelesen 3213 mal)

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« am: 30.06.2012, 00:00:00 »
Datum: 2012-06-30
Event: Veitsch Grenzstaffellauf
Distanz: 54.000 km

Ersteller: dogrun

Offline dogrun

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« Antwort #1 am: 30.06.2012, 00:00:00 »
Auch nur ein halber Tag an der frischen Luft

Zumindest steht das am 30.6.2012 bei mir im Trainingsplan.
Der 30.6. ist der letzte Samstag im Juni, und an diesem findet jedes Jahr der Veitscher-Ultra-Alpinmarathon oder auch kurz Grenzstaffellauf statt. Nachdem ich schon seit 2 Jahren mit einer Teilnahme an diesem Lauf liebäugle, beschließe ich diesen Lauf im Jahr 2012 zu meinem ersten Ultralauf und diesjährigen Saisonhöhepunkt zu machen.

Nach einem mehr oder weniger erfolgreichen Wien-Marathon mit durchwachsener Vorbereitung mach ich mal 2 Wochen Pause. In diesen 2 Wochen bekomme ich ein E-Mail von Christoph (slowleon) ob ich nicht Lust hätte den Grenzstaffellauf mit ihm gemeinsam zu laufen. Christoph hat auch eindeutige Zeitvorstellungen, meint eine Zeit unter 5 Stunden muss bei entsprechendem Training für mich drin sein. Ich hätte meine Zielzeit ja eher so in Richtung 5:15 - 5:45 gesehen, lasse mich aber dann drauf ein. Ich bekomme einen netten Trainingsplan für 9 Wochen der gespickt ist mit 3-5 stündigen Lauf/Rad Koppeleinheiten, Pyramidenintervalle in wahnwitzigen Tempo, Hügeltempodauerläufe u.v.m. grauslichem Trainingszeugs, welches ich sonst so gern aus meinen Trainingsläufen streiche und stattdessen gemütliche Dauerläufe mache. Das Training verläuft dann bis auf die erste Woche äußerst positiv. In der ersten Woche zerstöre ich mich am Schneeberg so sehr, dass ich mal 4 Tage nahezu außer Gefecht bin, grad mal joggen geht in diesen Tagen. Zweifel kommen auf ob ich überhaupt 54km über einen Berg laufen kann. Aber die nächsten 8 Wochen verlaufen gut, die Trainingswochen ziehen dahin, die langen Koppeleinheiten gehen immer besser, der Trainingslauf mit Christoph über die Veitsch ist einer der besten Läufe der letzten Zeit und der Performance-Test-Lauf Rund um den Lainzer Tiergarten verläuft auch super, so dass nach einer leichten Trainingsdepression in der Tapering-Phase endlich der Tag des Wettkampfs da ist und sich eine gefühlsmäßig bis jetzt noch nie dagewesene Form eingestellt hat.

Die Wettervorhersage sagt unglaubliche 35° im Schatten voraus, selbst am Berg auf 2000m soll es 20° bekommen. Also als erstes gleich mal die Zielzeit von „um die 5 Stunden herum laufen“ auf „erfolgreich ins Ziel kommen“ adaptiert. Auch die Idee mit Christoph gemeinsam zu laufen verwerfe ich, zu ambitioniert scheint mir Christoph als dass ich da mit ihm mithalten könnte. Motto des Rennens heißt ab sofort Überleben

Die morgendliche Fahrt gemeinsam mit Jean-Marie von Wien nach Veitsch ist unterhaltsam und schnell vorüber, wir kommen um 7:30 im Dorf Veitsch an, holen Startnummern, Leiberl und Startersackerl und warten dann auf die restlichen bekannten Gesichter die nach und nach auftauchen. Nach einigen Plaudereien, Wahl des richtigen Renn-Shirts danke JM ;), ich hatte 3 verschiedene mit und konnte mich nicht entscheiden, JM hat das dann für mich erledigt :D und Fotos ist es auch schon kurz vor neun und knapp 200 Verrückte stellen sich an den Start um am heißesten Tag im Juni die Veitsch zu bezwingen.

Der Start erfolgt mit einem gewaltigen Böllerschuß mitten ins Geplaudere der Läufer hinein, hier hat man keinen Stress an der Startlinie und auch die 500-Meter-Sprinter gibt es hier nicht. Ich hab mich bewusst einige Meter hinter Christoph hingestellt um nicht in die Versuchung zu kommen doch mit ihm mitzulaufen.

Gemächlich setzt sich das Feld in Bewegung und wir laufen durch die Ortschaft. Bald geht es dann auch auf einer Forststraße ordentlich hinauf zum Hochreiter, ich komm eigentlich schön in den Rhythmus und laufe ruhig die Steigungen hinauf, Christoph sehe ich immer circa 200-500m vor mir und nehme mir vor doch etwas langsamer zu werden, es gelingt mir nur irgendwie nicht, denn Christoph verliere ich erst am Teufelssteig aus den Augen. Es geht wirklich fein dahin, Kraft ist da und Luft auch, nur heiß ist es schon, auch im Wald, ich hab mittlerweile Shirt und Short komplett durchgeschwitzt. Bald komme ich zur ersten Labe, ich schnapp mir zwei Becher Wasser, einer über den Kopf, der andere in den Mund ohne stehenzubleiben, das soll sich bei den folgenden Laben noch ändern.

Um mich herum sehe ich nur Staffelläufer, sicher, da sind vielleicht auch einige Durchläufer dabei, welche auch die blaue Staffelnummer haben, aber dass ich hier in dem Tempobereich der einzige Einzelläufer bin verwundert mich. Wir laufen jetzt durch Wald und Wiese über Wanderwege und Forststraßen Richtung Pretalsattel, es geht gut dahin und bald ist auch die zweite Labestelle erreicht. Mittlerweile sehe ich aus wie frisch geduscht, nur eben mit Schweiß und nicht mit Wasser.

Wir verlassen die zweite Labe stetig ansteigend Richtung 1ten Wechsel am Eisnerkogel. Ich sehe auch noch immer das neongelbe Laufshirt von Christoph einige hundert Meter vor mir aufblitzen, das motiviert und zeigt mir, dass ich doch recht flott unterwegs bin. Mittlerweile laufe ich fast ständig mit einem zweiten Läufer in Schlagdistanz, einmal er vorne, einmal ich, immer dem Terrain und der Steigung entsprechend, ich beim nicht zu steilen Bergauflaufen im Wald, er beim Bergablaufen auf den Forststraßen von denen man immer wieder den herrlichen Blick auf die Hohe Veitsch genießen kann, einzig dass sie noch so weit weg ist beunruhigt ein wenig.

Zum Glück bin ich bei einer Kreuzung kurz vorm 1ten Wechsel vor meinem Streckenabschnittspartner, denn ich biege falsch ab und er pfeift mich zurück und zeigt mir den richtigen Weg. Danke! Glück gehabt, Umwege sind bei der Hitze nicht unbedingt optimal. Also ohne Umweg rauf zum ersten Wechsel und in 1:30 durch, bis jetzt noch im Zeitfenster Richtung „Zeit um die 5 Stunden“, einige wartende Staffelläufer rufen mir zu, dass ich super unterwegs bin, angeblich einer der vorderen Einzelläufer. Ich bin etwas verwirrt, sollte ich doch mit der Zeit eher im vorderen Mittelfeld liegen und nicht unter den Top 10. Außerdem hab ich schon auf dem Weg zum ersten Wechsel beschlossen ab dort etwas Tempo rauszunehmen und den zweiten Teil etwas ruhiger anzugehen.

Nach dem ersten Wechsel geht’s aber erst mal bergab, da gibt’s keine Möglichkeit zu bremsen und dann kommen wir bald auf die Strecke die ich schon mit Christoph gemeinsam im Training  abgelaufen bin. Jetzt weiß ich dass der Teufelsteig nicht mehr weit ist, über die Rotsohlalm geht es Richtung Labestelle, der Blick über die Alm ins Tal ist herrlich, 1 Monat vorher hab ich hier nur eine weiße Nebelwand gesehen. Bei der Labe nehme ich mein erstes Gel. Bei den Betreuern der Labestelle löst das verwunderliche Blicke aus. Einer meint noch ob ich nicht doch lieber ein Stück Banane haben will. Ich lehne mit kurzem Verweis auf das Gel dankend ab und mache mich auf über den Rabenstein zum Teufelssteig zu gelangen.

Kaum oben am Rabenstein angelangt erblickt man den Teufelssteig, der sich vor einem aufbaut wie eine Wand. Direkt in der Wand blitzt ein neongelbes Leibchen heraus, Christoph ist noch immer in Sichtweite, aber ich spüre die Hitze und weiß dass jetzt der Teil kommt, der mir am wenigsten liegt. Also schalte ich um auf Wandertempo, ein Schritt nach den anderen immer weiter rauf. Sobald es eine Möglichkeit unter dem Schatten einer Latsche Rast zu machen, bleib ich stehen und verschnaufe einige Sekunden. Die Sonne glüht auf den Hang, Hand-Fuß-Koordination ist gefragt, teilweise klettere ich auf allen Vieren rauf, die Wanderer feuern brav an oder geben verzichtbare Kommentare von sich. Ganz oben sitzt jemand mit einer Hupe und feuert die Läufer an, leider wird der Ton der Hupe nicht und nicht lauter und mir kommt es eine gefühlte Ewigkeit vor, bis ich endlich das Ende des Steigs und somit auch den hupenden Wanderer nein, nicht der Ulrich :D erblicken kann. Auf dem Weg rauf haben mich sicher 5 oder 6 Läufer überholt ob Einzel oder Staffel weiß ich nicht, eindeutig mein schwächstes Teilstück, aber mein Plan ist aufgegangen, ich hab mich keinesfalls abgeschossen, oben am Plateau angekommen bekomme ich einen Becher Wasser in die Hand gedrückt mit dem Hinweis dass die nächste Labestation eh gleich beim Haus ist. Na serwas, schau ich so fertig aus, eigentlich geht’s eh noch ganz gut!?! Ich stolpere anfangs zwar etwas dahin, auch der steinige Boden macht etwas Schwierigkeiten, dann komm ich aber doch wieder ins Laufen und bin gleich beim Graf-Meran-Haus, trinke dort einen Becher Iso und versehentlich einen Becher Orangensaft, den ich mir beim Gel an der nächsten beinahe nochmal durch den Kopf gehen lasse.

Das Panorama am Hochplateau ist der Wahnsinn, in alle Richtungen herrlicher Ausblick, am liebsten würd ich mich ins Gras legen und in die Ferne schauen, blöd nur dass ich grad Marathon laufe. Also weiter über ein Terrain, auf dem ich noch nicht wirklich zu Hause bin. Eigentlich dachte ich ja immer ein guter Geländeläufer zu sein, die Hohe Veitsch und ein schwarzer Blitz der an mir vorbeizieht belehren mich eines Besseren. Der schwarze Blitz ist ein Kenianer von run2gether aus einer Mixed Staffel, in der die Frau die erste Strecke gelaufen ist. Meiner Meinung nach haben seine Füße nicht mal den Boden berührt, der ist einfach an mir vorbeigeflogen. Aber schon beim Trainingslauf hab ich gemerkt dass der Weg übers Hochplateau mühsam ist und anscheinend wird das nicht besser wenn man vorher 20 anstatt 8 km gelaufen ist.

Etwas deprimiert stolpere ich eben weiter im versuchten flotten Lauftempo über den Alpinweg. Wenigstens kenn ich mich hier aus, weiß circa wann die Kleinveitschalm und somit der zweite Wechsel kommt. Bei der nächsten Labestelle becherweise Wasser und noch ein Gel, diesmal erwisch ich eins mit „Lime“ Geschmack, das verträgt sich anscheinend aber nicht mit dem davor getrunkenen Orangensaft und so muss ich stehen bleiben. Mir wird kurzzeitig übel, doch die kurze Pause hilft, ich kann ungewollte Auswürfe verhindern und es geht langsam wieder weiter. Zu diesem Zeitpunkt überholt mich auch die erste Frau, das spornt nach dem kurzen Einbruch wieder etwas und ich hänge mich dran. Bis kurz vor Kleinveitschalm kann ich auch an Ihr mit einem Zweiten meinem in Folge zweiten Streckenabschnittspartner dranbleiben, am Weg bergab macht sich dann aber mein Magen wieder bemerkbar und der Oberkörper krampft, also die zwei ziehen lassen und gemütlich, ruhig atmend runter zum 2. Wechsel rollen lassen.

Dort warten Martina (slowmotion) und Ulrich, es freut ungemein bekannte Gesichter zu sehen. Martina drückt mir meine Gels in die Hand vielen Dank fürs Bereitstellen und für die Dusche :D, ich bin etwas orientierungslos im Getümmel der Läufer und suche verzweifelt die Labestelle. Ulrich liest mir meinen Wunsch nach Wasser anscheinend von den Lippen ab und drückt mir einen Becher in die Hand oder wars die Flasche? Kein Ahnung mehr auch die Labe hab ich noch gefunden und Martina presst mit einem Riesenschwamm gefühlte 3 Liter Wasser über mich. Kurzer Kaltwasserschock, doch nach einigen Sekunden merk ich wie mein Körper durch das kalte Wasser runterkühlt, ein zweiter Schwall und gut erfrischt geht es weiter auf die letzte Teilstrecke.

Jetzt noch ein Halbmarathon mit ein paar Höhenmetern und eh hauptsächlich bergab, das sind meine Gedanken, die ich schon vor dem Rennen gesponnen hab um mir das letzte Teilstück irgendwie schmackhaft zu machen. Leider beschwert mir das viele Iso und Wasser im Bauch sowie das nasse Leibchen immer wieder Verspannungen im Oberkörper mit folgenden Seitenstechen-Symptomen, die ich aber gekonnt ignoriere und wenn nötig versuche wegzuatmen.
Trotzdem geht es gut durch den Wald auf teils sumpfigen und verwachsenen Trails bergab, kurz melden sich bei mir im hinteren Oberschenkel Krampfansätze, ich kann aber weiterlaufen und nach kurzer Zeit verschwinden sie. Ich muss mich zwar voll konzentrieren beim Laufen bin aber bald am Läufer dran der schon vorher mit der schnellsten Frau unterwegs war.
Dann steht er plötzlich an einer Kreuzung und pfeift wie wild und ruft und meint die führende Frau ist hier falsch abgebogen. Leider hat sie unser Rufen nicht gehört und dadurch sicher 10 Minuten verloren.

Jetzt spiele ich mit meinem neuen Streckenabschnittspartner wieder dasselbe Spiel wie mit dem Ersten, bergauf geh ich vorbei, bergab überholt mich er wieder, da ich aufgrund des Seitenstechens nicht ordentlich bergablaufen kann. An der nächsten Labe mit kurzer Rast, Wasser, Iso, Magnesium tanken und obligatorischer Schwamm-Dusche läuft eine Staffelläuferin auf uns auf und begleitet uns die nächsten Kilometer. Wir laufen zu dritt eine Forststraße Richtung Hocheck hinauf und übersehen anscheinend alle 3 die Abbiegung links in den Wald hinein. Keine gelben Markierungspunkte mehr zu sehen,Mist! – verlaufen, zum Glück ist unser SAP die Veitsch schon mal gelaufen und nach kurzer Absprache läuft er voran steil bergauf querfeldein durch den Wald. Ich bin etwas verunsichert ob das so eine gute Idee ist, auch die Staffelläuferin meint kurz ob wir nicht doch lieber umkehren sollten, doch kaum haben wir die steile Steigung durch den Wald bezwungen entdecken wir einen Läufer und auch wieder Punkte, wir sind wieder zurück auf der Strecke.

Der Abschnitt hier ist herrlich zu laufen, auch wenn es heiß ist, mein Körper aus allen Poren dampft, sich das Seitenstechen bei jedem Bergabstück meldet, ich genieße es durch die Wälder und diese herrliche Landschaft auf und abzulaufen. Die Staffelläuferin ist mittlerweile vorausgelaufen, ich unterhalte mich längere Zeit mit meinem SAP und die Kilometer vergehen schneller als erwartet.
Auf einer großen Wiese erblicke ich die nächste Labe, wieder wird der Körper gekühlt und eine nette ältere Damen bietet auch an die Beine mit irgendeinem grünen Zeugs einzuschmieren. Wir lassen uns das Service gefallen und die Kühlung der Beine durch das Mentholzeugs tut gut.

Es geht gefühlsmäßig fast durchgehend runter, was für mich irrsinnig mühsam ist, da ich da nicht voll laufen kann obwohl die Muskulatur viel mehr zulassen würde, aber mein Magen bzw. mein Oberkörper lassen das nicht zu. Trotzdem fühle ich mich auch hier noch gut, bergauf geht’s zwar nicht flott aber stetig ohne Probleme, ich bin mittlerweile über 4 ½ Stunden unterwegs und es machen sich keine Beschwerden bemerkbar. Sicher, es ist heiß und ich könnt mir jetzt schöneres vorstellen als durch die Hitze zu rennen, aber ich weiß, jetzt kann nicht mehr viel passieren.

Wir kommen zur nächsten Labe in der Kurve einer Forststraße, nach der geht es rechts steil in den Wald hinein. Mein SAP hat schon vorher immer wieder wegen Krämpfen beim Bergauflaufen stehen bleiben müssen, an dieser Labe muss ich ihn dann stehen lassen und laufe alleine weiter. Wieder 2 Becher Wasser, ein Iso und ab jetzt auch Cola. An der Labe meinen Sie, noch die eine Steigung und dann geht’s eh nur mehr bergab, aber diesen Aussagen mit „nur mehr bergab“ traue ich nicht, und ich habe Recht, nach dem steilen Stück geht’s zwar kurz flach dahin, aber dann geht’s gleich wieder in die nächste Steigung. Ein lang gezogenes Stück auf der Forststraße mitten in der Sonne, vor mir entdecke ich einen Läufer, ein Einzelläufer der Anfangs lange Zeit mit Christoph gelaufen ist. Ich kann und will die Lücke aber nicht zulaufen und trabe so langsam die Steigung hinauf. Auf den Läufer werde ich aber später nochmal treffen.

Im nächsten Waldstück überhole ich dann einen Läufer, die Hitze scheint seine ersten Opfer zu finden. Mir ist zwar heiß aber ich habe Kraft, das Cola wirkt auch und so kann ich dosiert laufen und höre dann bald den Lärm vom Mirlbauer, dort werde ich mit einer Dusche aus dem Gartenschlauch begrüßt, herrlich das kalte Wasser.  Nochmal das komplette Labestellen-Menü „Wasser, Iso, Cola, Schwammdusche“ und weiter geht’s. Schon vorher war am Boden „noch ca. 5 km“ gesprayt und das lässt nun jegliche Hitze oder Müdigkeit vergessen.

Jetzt heißt es einfach vorfallen lassen und runter die Forststraße. Vor mir rennt ein ungarischer Staffelläufer Vollgas runter, ich einfach ohne Rücksicht auf Verluste hinterher. Egal was der Magen sagt, egal wie sehr die Sonne auf den Kopf glüht, einfach runter von diesem Berg und ins Ziel. Auf diesen letzten Kilometern überhole ich nochmal zwei Einzelläufer, einer von den beiden hat mich Anfangs vor dem Verlaufen gerettet und feuert mich an. Der zweite ist jener den ich schon auf der Forststraße bergauf erblickt hab. Die Forststraße will nicht enden, mittlerweile schmerzen die Beine und vor allem die Fußsohlen, wann hört das denn endlich auf, ich möchte langsamer werden, erlaube es mir aber nicht, ja nicht den Ungarn aus den Augen verlieren, wenn der so schnell rennen kann, kann ich das auch.

Dann geht’s endlich rechts runter von der Forststraße durch ein kurzes steiles Waldstück und über eine Wiese in den Ort. Hier hat es nochmal gefühlte 10° mehr als zuvor im Wald, ich quäle mich über den Asphalt mit dem Irrglauben dass es nur einige Meter durch den Ort geht um dann ins Ziel zu laufen. Aber die Pfeile deuten immer weiter, kein Ziel in Sicht, die Einheimischen feuern an, ich explodiere fast unter der Hitze der Sonne und des brennheißen Asphalts und verfluche denAsphalt. Doch ich bleib bis zum Schluss am Ungarn dran und dann geht’s  schon beim Hallenbad vorbei in Richtung Ziel.
Der Moderator ruft meine Startnummer und meinen Namen, ich reiß die Hände in die Höhe und laufe durch den Zielbogen, geschafft, ohne wirkliche Qual, ohne Einbruch den halben Tag an der frischen Luft erfolgreich hinter mich gebracht.

Im Ziel taumle ich zur Labe und trinke und trinke und trinke. Mein Körper verlangt nach Wasser und Zucker, ich trinke glaub ich abwechselnd jeweils 4 Becher Cola und Wasser. Auch Christoph und Martina warten im Ziel, Christoph meint irgendwas von Top10, unter denen ich sicher ins Ziel gekommen bin. In diesem Moment kann ich es nicht glauben, doch die Ergebnisliste bestätigt es.
Ich bin 6ter Gesamt und 2ter in der M30, das ist dann noch das i-Tüpfelchen auf einen im wahrsten Sinne des Wortes grenz(staffel)genialen Lauf.

Ein Wahnsinns Rennen, eine unerwartete Platzierung, eine super Veranstaltung, einfach ein perfekter Tag und Lauf.

Die Veitsch sieht mich auf jeden Fall wieder, das ist jetzt schon sicher.

Zum Ende noch danke an alle Beteiligten, den Veranstaltern für diesen genialen Lauf, den freundlichen Betreuern an den Labestellen, der ganzen Forumsgemeinde die mir mit ihren Berichten und Beiträgen den Lauf schmackhaft gemacht haben, sowie vor allem Christoph der mich mit seiner Hilfe und seinem Support in der Vorbereitung überhaupt erst so weit gebracht hat, so einen Ultra zu finishen. Und zu guter Letzt natürlich danke an meine Frau und meine Tochter, welche die letzten 9 Wochen sehr oft zurückgesteckt und auf mich Rücksicht genommen haben und mir so mit Ihrer Unterstützung das Training für den Lauf erst ermöglicht haben.
„Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine / Kürzt die öde Zeit / Und er schützt uns durch Vereine / Vor der Einsamkeit.“ (Joachim Ringelnatz)

Offline JM

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« Antwort #2 am: 03.07.2012, 19:02:18 »
Da klingt viel lockerer als es gewesen sein muss. Vor allem die Plaudereien unterwegs :) Das habe ich zwar auch andauernd gemacht, aber in einer anderen Preisklasse.
Der Bericht ist auf jeden Fall super, damit wirst du den Veitsch-Virus sicher an andere Foris weiterverbreiten können :)
Gratulation auf jeden Fall noch mal, tolle Leistung, und das schon beim ersten Versuch.
Außerdem bestätigt sich im Bericht dass man auch als top10-finisher die Landschaft genießen kann !;)
When your life flashes before your eyes, make sure you’ve got plenty to watch

Offline heitzko

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« Antwort #3 am: 03.07.2012, 19:40:59 »
wow vielen dank tobi für diesen super bericht! du hast dir deine platzierung mehr als verdient und ich freue mich, dass es so toll gelaufen ist - trotz der schwierigen bedingungen und dem seitenstechen :).

Offline Pizzipeter

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« Antwort #4 am: 03.07.2012, 19:41:03 »
Super, toller Bericht!!!!
Danke :)
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Offline Ulrich

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« Antwort #5 am: 03.07.2012, 20:04:10 »
Toll wie Du deinen Frischlufthalbtag schilderst. Wenn ich auch noch einmal laufe, möcht ich das auch.
Nur schaffen werd ich es nicht :D
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Offline CobbDouglas

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« Antwort #6 am: 03.07.2012, 22:53:23 »
Großartig, der Lauf und der Bericht, viel mehr kann man dazu eigentlich gar nicht mehr sagen. Außer vllt: "Wenn ich groß bin laufe ich da auch mit!", 2014 oder 2015.
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Offline helga

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« Antwort #7 am: 04.07.2012, 09:52:11 »
Mir fehlen einfach die Worte dazu, ich sag nur eines Bravo!
Der Weg, auf dem Sie Ihre Ziele erreichen, ist genauso individuell, wie Sie selbst. (Klaus Weiland)

Offline run4fun

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« Antwort #8 am: 04.07.2012, 10:24:36 »
super toller Bericht. Gratulation. Das mit den brennenden Sohlen kommt mir bekannt vor.
Ach ja, willkommen in der Ultra-Laufgemeinde...
Ernährung für Ausdauersportler
http://endurancefood.blogspot.co.at/

Offline Tschitschi

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« Antwort #9 am: 04.07.2012, 17:30:02 »
Bin ganz weg!! Wieder ein excellentes Forum Debut auf de Veitsch!!
Gratuliere und nächsztes Jahr bin ich auch wieder vor Ort!
"man muss wissen bis wohin man zu weit gehen kann" jean Cocteau

Offline Mischa

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« Antwort #10 am: 04.07.2012, 18:51:53 »
Wie Tschitschi :D
Words of Wisdom:
Stiegen Steigen statt Aufzug Fahren

( @ MR-2002 )

Offline Anticyra

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« Antwort #11 am: 05.07.2012, 09:11:25 »
Ah! Jetzt seh ich erst, dass schon ein Veitsch-Bericht online ist. :D

Gratuliere!! :)

Offline StefanM

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« Antwort #12 am: 05.07.2012, 17:25:41 »
Eine herrliche Mischung aus Krampf, Seitenstechen, Explosionen und Landschaftsgenuss, Freude und Top-Platzierung! Kannst stolz sein.

Offline shiloh

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« Antwort #13 am: 05.07.2012, 20:07:39 »
6.Platz auf der Veitsch - Respekt, das ist eine starke Leistung!!!
It`s good to have an end to journey toward, but it`s the journey that matters, in the end. (Ernest Hemingway)

Offline Conny

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2012-06-30 Veitsch Grenzstaffellauf - dogrun
« Antwort #14 am: 09.07.2012, 09:04:54 »
Ein Wahnsinn - ich staune und gratuliere zur sensationellen Leistung.
Danke für diesen absolut lesenswerten und anschaulichen Bericht!

 

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