London Marathon 2015Nach dem NYC-Marathon folgte der nächste Höhepunkt in meiner Läuferkarriere. London soll es dieses mal sein. Mittlerweile darf man sich als Ausländer über Lottery um einen Startplatz bewerben. Da diese Möglichkeit bis letztes Jahr nur für in Großbritannien ansässige gegolten hat waren Christian, Harald und ich auf ein Reisepaket eines Reiseveranstalters angewiesen.
Freitag:
Viel zu teuer aber dafür mit Startplatzgarantie flogen wir am Freitag nach London. Margarete und ich von München, Christian und Harald von Wien aus.
Nachdem wir bereits zur Mittagszeit beim Hotel waren und die Zimmer noch nicht fertig waren, beschlossen wir anstatt zu warten gleich zur Expo rauszufahren um die Startnummern abzuholen.
Ohne Gedränge habe ich nach einer Minute bereits die Startnummer in der Hand. Wie üblich gibt es auf den Marathonmessen genügend Möglichkeiten seine Kreditkarte zum Glühen zu bringen. Nachdem ich aber gegen solche Dinge eher Residenz bin, machen die Verantwortlichen kein Geschäft mit mir.
Als wir zurückkommen in unser Hotel Grosvenor sind unsere Gepäckstücke bereits auf dem Zimmer. Im Gegensatz zu dem mickrigen Zimmer von Christian und Harald ist unseres ein wahres Prachtstück. Riesiges Bett mit 2,50x2 Meter, genügend Platz im Zimmer um den English Waltz auszuprobieren. Und das Bad Luxus pur mit mehr als reichlich Platz zur Verfügung. So kann man also auch Wohnen im Hotel Grosvenor.
Nachdem wir uns ein bisschen erholt haben treffen wir uns mit einem Bekannten der zurzeit für ein halbes Jahr in London lebt und danach wieder in das ferne Australia abzischt.
Wir lassen uns in eine feine Osteria entführen mit Spitzenqualität und zu Preisen das es einem Spaß macht essen zu gehen.
Nachdem wir reichlich gegessen haben und dem ital. Wein unsere ganze Aufmerksamkeit geschenkt haben fuhren wir zurück in unser Hotel um unser Haupt zur Nachtruhe zu begeben als wir Christian in der Lobby treffen. Er erzählt uns die Story von der „Lady“ und wir beschließen mit der Nachtruhe noch etwas zu warten und begießen unser Wiedersehen in der hoteleigenen Bar.
Samstag:
Früh morgens treffen wir am Frühstückstisch endlich auch Harald und wir besprechen was jeder so vor hat mit dem Rest des Tages.
Nachdem ich bereits die Startnummer habe kann ich mich ganz dem Besichtigungswahnsinn in der Metropole London hingeben. Zu aller erst zum House of Parlament wo wir eine Führung haben, danach Westminster Abby, London Eye usw.
Am Abend habe ich lt. GPS fast 12 KM in den Beinen und dementsprechend froh bin ich das Christian und Harald mit Margarete und mir nicht mehr allzu weit entfernt einen Italiener aufspüren um unsere letzte KH-Speicher aufzufüllen.
Sonntag:
Am Sonntagmorgen (7 Uhr) fuhren wir mit dem eigenen (Reisebüro)Bus zum Startbereich im Greenwich Park, dort gibt es 3 Starts ( Red, Green und Blue). Alle ausländischen Läufer starten wie die Elite im blauen Bereich. Der Massenstart beginnt um 10:10 Uhr. Nachdem wir bereits um 08:00 Uhr im Startbereich sind und die Warterei im leichten Regen, Kälte windigen Verhältnissen nicht gerade zum Laufen einlädt habe ich eher Begräbnisstimmung als freudige Erwartung auf den Lauf.
Schnell entdecke ich große Zelte wo man sich halbwegs windgeschützt aufhalten kann. Das Problem ist nur das sich das 10000te andere Laufkollegen auch denken und dementsprechend rappelvoll sind die Zelte. An ein Umfallen ist nicht zu denken, so dicht stehen die Läufer in den Zelten beieinander. Richtiger Kuschelalarm besteht da
Ich gebe aber auf der Suche nach einem ruhigeren Platz nicht auf und finde tatsächlich in einem anderen Zelt ca 1 m Platz zum Sitzen. Die Zeit vergeht irgendwie doch viel schneller als gedacht als es Zeit wird in den Startblock zu gehen. Der Regen hat zwischenzeitlich aufgehört und meine Stimmung wird immer besser und besser.
Nach Vorstellung des besten Starterfeldes aller Zeiten geht es nun los. Die Straßen sind eng, Bestzeiten laufen wohl nur die Sub 2:50 Läufer. Sehr mühselig bewegt sich das Feld nach vorne und man muss höllisch aufpassen nicht Läufer über den Haufen zu rennen. Für meinen Geschmack sind für die Straßenbreiten einfach schon zu viele Läufer zugelassen. Normalerweise bessert sich die Situation nach nach einigen KM, in London leider nicht. Nach 5 Meilen stoßt auch der rote Startbereich zu den blauen und die Straßen werden noch voller.
Die Humps sind fast nicht auszumachen bei der Masse von Läufern. Ohne freiwilliegen Helfern die laut und unüberhörbar HUUUUUMMMMMMPPPP schreien, würde man die Bodenschwellen über kurz oder lang übersehen und was da passieren kann möchte ich mir lieber nicht ausmalen. Weiter geht es durch enge Straßen und mit super Stimmung, die Zuschauer schreien die Läufer regelrecht nach vorne. Da kann sich selbst NYC verstecken. In mehreren Reihen stehen die Zuschauer und feuern die Läufer an. Überall wird Gummibärli und Co den Läufern gereicht, Verhungern muss man wahrlich nicht beim London-Marathon.
Das Nächste Highlight ist die Überquerung der Themse ich laufe über die Tower Bridge, absolutes Hochgefühl, Gänsehaut pur. Man hat das Gefühl von den Zuschauern getragen zu werden, nicht nur hier sondern die gesamten 42 KM geht das so.
Wären meine Allergieschübe nicht vorhanden die mich besonders bei der Tower Bridge plagen wäre das ein wirklich genialer Marathon. So muss ich in diesem Bereich massiv zurücknehmen um nicht zu ersticken. Besorgte Mitläufer wollten mir Wasser reichen, konnte sie aber mit Handzeichen beruhigen das es mir eh ganz o.k. geht.
Glücklicherweise wird es wieder besser und ich kann das Rennen ohne Unterbrechung weiterlaufen. Nachdem es nach der Tower Bridge wieder gen Osten geht bekommen wir auf Höhe Tower Hill Sight-seeing Tour pur geboten. Links liegt der Tower of London, wir befinden uns in der City of London und laufen weiter Themse aufwärts Richtung Ziel. In diesem Bereich kann ich The London Eye sehen. Jetzt geht es Richtung Ziel! Die letzten 1,4 Meilen, in den Stadtteil Westminster mit dem berühmten Big Ben und dem House of Parliament. Die Stimmung ist zum kochen, ich sehe den Buckingham Palast zur linken Hand, noch 400 m, Kurve nach rechts, am Palast vorbei und in The Mall einbiegen. Als Patriot hole ich unsere Fahne hervor, schwenke sie euphorisch und genieße das viel zu kurze Stück zum Zieleinlauf.
Ein weiterer Lauf der Mayor´s Serie ist abgehackt, was ich bei meiner Zeitensammlung leider nicht behaupten kann *seufz*. Das frenetisch anfeuernde Publikum und das Gedränge in den engen Straßen lassen den Lärmpegel fast in das unerträgliche steigern. Mir persönlich taugt das voll, da holt man sich die Belohnung für viele einsame Trainingsstunden im finsteren Winterwald.
Nach getaner Arbeit geht es mit Christian und Harald noch zur ARP und wir lassen unser London Abenteuer gemütlich ausklingen.
Fazit:
Ein Marathonlauf den man erlebt haben „muss“. Von der Stimmung her mit nichts zu vergleichen, nicht gerade flache Strecke (234 HM) und leider für die Streckenverhältnisse viel zu viele Starter zugelassen. Durch die Ausweichmanöver habe ich lt. GPS 42,95 KM absolviert statt der 42,195
Besser wäre mMn ein Blockstart wie in NY um das Startfeld besser auseinander ziehen zu können.
