Autor Thema: 2015-10-31 Wien Rundumadum - Ganze G'schicht - dodo  (Gelesen 1774 mal)

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Datum: 2015-10-31
Event: Wien Rundumadum - Ganze G'schicht
Distanz: 130.000 km

Ersteller: dodo

Offline dodo

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2015-10-31 Wien Rundumadum - Ganze G'schicht - dodo
« Antwort #1 am: 31.10.2015, 00:00:00 »
Ladestand 7% sagt nicht nur das Notebook

bis vor wenigen monaten denke ich ueber einen start gar nicht nach, weil mir 130km doch unrealistisch weit erscheinen. Bisher waren es max. 50km am stueck. irgendwann beschaeftige ich mich doch mit dem thema (u.a. dogruns bericht gibt einen sehr guten einblick) und dann laesst es mich auch schon nicht mehr los. Ein schluesserlebnis ist das woende nach dem wachau-HM: ich wache am sa mit halsweh auf und fuehle mich kraenklich. Im hinterkopf immer noch die LE vom sommer… und so vertroedel ich den vm, messe sogar fieber und starte dann doch mangels ausreden zur ueblichen doppelten rudlt. Wird ein solider lauf. Am so unerwartet zeit, aber noch immer halsweh. sonst keinerlei beschwerden und daher probiere ich erstmals eine zweite doppelte rudlt. dauert ein bissi laenger, aber bin zufrieden und gesundheitlich/motivationstechnisch geht es ab da wieder bergauf. Apropos motivation: da die radsaison schon recht lange dauert, macht mir nun laufen wieder deutlich mehr spass. In folge nutze ich fast jede freie stunde im laufschritt und erhoehe die umfaenge. 5 wo vor dem WK ein 60km testlauf, dann 4 wo vorher DER testlauf mit forums-u4-u4 als einstieg: ich bin erstmals mit rucksack unterwegs, packe auch pikantes ein (schinken-kaesetoast hat sich da beim radeln bewaehrt) und lerne einen teil der strecke kennen. Der lauf wird dank foris auf dem hinweg und verirren auf dem rueckweg sehr kurzweilig: am ende zeigt die garmin immerhin 82km. Nur aus zeitgruenden breche ich ab und am naechsten tag sind kaum nachwirkungen zu spueren. Das rucksack-handling ist noch zu verbessern, aber der entschluss steht nun fest: ich moechte es probieren. Die umfaenge werden wieder reduziert, die stirnlampe eingeweiht sowie die eine oder andere teilstrecke laufend bzw. radelnd erkundet.

Nach einer intensiven arbeitswoche beginnt das event im ella lingens gymnasium fuer mich schon fr abend mit registrierung, rucksack check-in (die pflichtausruestung wird dabei kurz kontrolliert, der tracker folgt aber erst am sa), teigbroeckerl aus der pfanne (aka kaiserschmarren) und nachtlager in der garderobe. Mit dem schlafsack in der turnhalle… das weckt erinnerungen an juengere jahre, in denen wir noch ganze woenden zu basketball-turnieren gefahren sind. bei einem gespraech mit dem sympathischen organisator markus (kenne ihn schon vom stammersdorfer winzerlauf) erfahre ich, dass er in dieser schule unterrichtet. Langsam leert sich die turnhalle und die muedigkeit drueckt. Mein „zimmer“ teile ich mit 3 angenehmen kollegen, allerdings verhindern laute nachbarn ein rasches einschlafen. Das schlafdefizit wird dank wirren ueberlegungen (welche handschuhe packe ich in welches dropbag?) noch groesser und in der frueh stellt sich der programmierte durchfall ein. meine tochter pia ist seit ein paar tagen krank. Abgesehen davon bin ich aber guter dinge und goenne mir mitgebrachte, zaehe pizza plus rosinenweckerl vom stroeck. Letztere munden sehr und entsprechen halbwegs meiner ueblichen ernaehrung. davon abgesehen besteht sie seit 2d aus unregelmaessigem „kreuz-und-quer“-essen – experimente vor dem WK halt. Mittlerweile treffen auch alle foris ein und wir plaudern noch ein wenig bis zur besprechung mit dem gruppenfoto.

Am start dann „entspannte“ nervositaet, wir traben nach dem signal trotz massenstart gemuetlich zur linie. 135 wagen die 130km und 30 starten in der kategorie „geteiltes leid(en)“. Die „halbe g’schicht“ findet ja erst in 6h statt… Der wettergott meint es sehr gut mit uns und ich beginne kurz/lang mit stutzen, handschuhen und stirnband. Im prinzip wird das ein lauf ins ungewisse und demensprechend diffus sind meine ziele. Ich moechte unbedingt noch am selben tag finishen und mich im optimalen fall an dogruns vorjahres-pace +15s orientieren: schnitt 6:30 also.

Die ersten 10km bis ueber den nordsteg rollt das feld langsam ein, bleibt aber weniger dicht beisammen als ich dachte. die uhr zeigt 58:05. Weiterrollen bis zum kahlenberg und dann beginnt der erste lange marsch. Parallel leere ich mein 0.2l flasche iso (die zweite hinten im rucksack werde ich an dem tag nicht benoetigen) und geniesse die ersten sonnenstrahlen. Ja, ungefaehr so habe ich mir den heutigen tag vorgestellt… oben angekommen fuelle ich die flasche wieder auf und werfe ein rosinenlaibchen ein. Die lange distanz zwischen den laben kenne ich aus anderen WK nicht, daher konsumiere ich bereits zu beginn deutlich mehr als ueblich. Ab nun geht es leicht auf und ab, steigungen gehe ich wie immer recht brav und bergab versuche ich es moderat rollen zu lassen. Das uebliche spielchen „bergauf laesst du mich stehen, bergab werden wir uns wieder sehen“ findet diesmal wenig statt. Dafuer ist das teilnehmerfeld zu klein und mein respekt zu gross. der schnitt auf diesem abschnitt etwa 6:45.

Kurz vor der VS1 bei der marswiese dann mein erstes kapitales verlaufen. Ich uebersehe die abzweigung richtung schwarzenbergallee und irre anschliessend im wald herum. Auf meiner forerunner befindet sich zwar die route, allerdings habe ich meine hausaufgaben nicht alle erledigt: die uhr bleibt beim verlassen der strecke stumm. Ich treffe viele leute, aber keiner hat laeufer gesehen?! Die analyse ergibt dann gestresste 700m mehr. Der km-schnitt ist also ab sofort truegerisch (knapp 58min fuer die letzten 10km sagt die nachanalyse). Bei der VS1 freue ich mich ueber ein erstes bekanntes gesicht: pizzipeter feuert uns an. Ich greife erneut zum rosinenweckerl und dem obligatorischen becher iso.

Richtung huetteldorf konzentriere ich mich dann wieder etwas besser auf den weg und kann bis unmittelbar vor dem bahnhof wieder zu emil und meinem „zimmerkollegen“ walter aufschliessen. Auf der bruecke ueber den hietzinger kai warten maria und die kinder. Mit ihren rollern begleiten sie mich bis zur stadt des kindes und versorgen mich mit den bestellten schinken-kaese-toasts. Eine haelfte wird gleich verschlungen, zwei fuer unterwegs. Im gegenzug kann ich handschuhe und stirnband abgeben, die sonne lacht noch immer und auch die aermel sind inzwischen hochgekrempelt. Nun kommt der abschnitt, den ich wohl am besten kenne: entlang der mauer, rund um den lainzer tiergarten. Das hilft entspannen und kurz frage ich mich, ob mir das uebliche radio-hoeren beim laufen abgeht. Nein, WK sind einfach zu kurzweilig und die navigation braucht streckenweise meine volle aufmerksamkeit: die kopfhoerer bleiben im rucksack. Den hubsi (alias dreihufeisenberg) gehe ich komplett und auch die eine oder andere leichte steigung wird nur erwandert. Kurz vor dem hoechsten punkt wankt und krabbelt ein stoehnender kollege scheinbar mit letzter kraft seiner staffeluebergabe entgegen. Ganz oben dann auch wieder ein bekanntes gesicht: oliver hat seinen part fuer heute erledigt. Ein paar worte gewechselt und ich verliere ihn ungeplant wieder.

Fuer die gegend guetenbachtor hat sich mein kumpel jakub mit dem MTB als begleitung angekuendigt: das telefon klingelt bereits beim laaber tor. Entweder er schafft es doch nicht oder er moechte wissen, ob ich noch etwas brauche. Beides im moment nicht relevant und daher wird nicht abgenommen - transfers in oder aus dem rucksack sind etwas muehsam. Kurz danach ein abweichen von der ueblichen rudlt – da befindet sich die einzige km-tafel, die ich heute wahrnehmen werde: 50. Etwas spaeter biegt unvermittelt ein laeufer vor mir auf die strecke ein – auch er hatte orientierungsprobleme. Bei der VS2 dann ein etwas enttaeuschter blick auf das „buffet“: es gibt nur mischbrot mit aufstrich, kipferl und salzstangerl. Esse notgedrungen ein brot und beim verlassen der labe kommt mir schon jakub entgegen. Ein kurzer statusabgleich und ich weiss, dass mein GPS-tracker seit km30 nicht mehr sendet. Kurze verwunderung, wieso die orga sich nicht gemeldet hat. Inzwischen wird das laufen immer schwerer und im dialog mit meinem „navigator“ verpasse ich die abzweigung zum pappelteich. mist... ab durch die buesche (in der schoenen hose befindet sich nun ein erinnerungs-loch) und die wiese hinauf. Mein begleiter – selbst mehr der radler als laeufer – fragt mich dann, ob das mein normaler laufstil sei. Tja, das vorwaertskommen wird immer zaeher und dann ist auch noch eine klopause notwendig. Sind zu flotter beginn oder doch ernaehrung und durchfall grund fuer meinen leistungseinbruch? Von meinen testlaeufen kenne ich das nicht in der form. Die schritte werden schwerer und schwerer, die strategie sind im moment 5 gelaufene km und dann gehen mit essen. Selbst das gelingt nicht mehr und die km wollen einfach nicht verrinnen. Selbstzweifel und das DNF gespenst tauchen wieder einmal auf (siehe podersdorf 2014). Der vorteil von rundumadum: manche gehen die komplette distanz, also wandern ist auch opportun. Nachteil: es sind noch immer 70km und die auf reserve zu bewaeltigen…?! Das telefon reisst mich aus meinen wilden gedanken. „Notfallnummer rundumadum“ zeigt wie vermutet das display. Nach 3h ist es also doch aufgefallen und ich werde gebeten, den tracker neu zu aktivieren. Das ist langwierig, aber im moment habe ich ja alle zeit der welt. Jakub versucht mich immer wieder mit ein wenig small-talk zu unterhalten, aber aussagen wie „hier unter der bruecke ist es duester“ treffen meine augenblickliche verfassung eher als dass sie davon ablenken… schleppen, gehen mit naschen, zweifeln und miese laune. Die nette strecke neben der liesing haette ich mir ganz anders vorgestellt. Ob jakub seine geplante steigerung richtung HM angesichts dieser erfahrung noch durchziehen wird..? Die km55-75 sind eine sehr harte probe und finishen bleibt das einzige ziel. Dank flacher strecke wird die pace hier dennoch kaum schlechter. beim wienerberg verabschieden wir uns und dankbar fuer die steigungen spaziere ich den laaer berg hinauf.

Den weg hinunter kenne ich von einer erkundung mit dem rad: die abzweigung rechts zum schotterweg darf ich nicht verpassen. Just hier spielt mir die uhr einen streich und signalisiert ploetzlich „off course“. Ich zweige also die naechste moeglichkeit ab und versuche wieder zur vorigen quergasse zu gelangen. Wie sooft hilft mir die wurmnavigation in so einem fall nicht, die orientierung wieder zu erlangen. Vermeintlich richtung „acker“ und von passanten weiter in die irre gefuehrt, laeutet ploetzlich das telefon. klingeling, es ist die „Notfallnummer rundumadum“. Die stimme am anderen ende der leitung hilft mir zurueck richtung grenzstrasse. nettes service. Unter dem strich kostet das 1km, 8min und einige nerven. Auf der schotterstrasse bergab laufe ich auf kollegen auf, bei einem von ihnen traue ich meinen augen kaum… erraten: es ist der leidende vom hubsi. Der spaetere blick in die ergebnisliste bestaetigt: er war zeitlich immer in meiner gegend und wird schlussendlich 12. Wie man sich vom aeusseren taeuschen lassen kann…

direkt vor der VS3 beim friedhof warten ein zweites mal maria und die kinder. Ich kann jetzt jede unterstuetzung gut gebrauchen. Diesmal per rad unterwegs koennen sie mein dropbag mitnehmen und dazu noch cola plus kuchen von der labe. Das nutellabrot wird noch vorort verschlungen, dann geht es gemeinsam durch simmering richtung donauinsel. Ich beklage meine aktuelle verfassung, aber mein sohn lino versucht mich zu beruhigen. „papa, du siehst gar nicht so schlimm aus und da waren einige viel verschwitzer als du“. Auch ihm wird dann die begegnung mit dem „leidenden vom hubsi“ in erinnerung bleiben. Mit maria vereinbare ich als treffpunkt eine bank beim kraftwerk freudenau und dort angekommen versuche ich eine neuaufstellung aus dem dropbag: die inzwischen wetzenden salomon werden in ruhe gegen zu grosse nike free getauscht, suessigkeiten in die seitentasche sortiert und ich esse pizza mit rosinenweckerl. Wir ziehen weiter und plaudern noch ein wenig bis zur steinspornbruecke. Langsam wird mir bewusst, dass ich schon laenger keine gehpausen gebraucht habe und ich bin wieder deutlich zuversichtlicher, das ziel zu erreichen. Beim verabschieden schluerfe ich noch gierig das cola hinunter. Im vorfeld oft gelesen und fuer sinnvoll erachtet: einfach das konsumieren, was der koerper gerade verlangt. Erneut mit Handschuhen und stirnband „bewaffnet“ und moralisch gestaerkt starte ich in die lobau.

Auf diesem abschnitt empfinde ich am ehesten so etwas wie ein runner’s high. Es geht konstant im 5:xx schnitt dahin und die gegend ist bei sonnenuntergang einfach ein traum. Langsam beschleicht mich das gefuehl, dass mein einbruch durch eine misslungene umstellung des stoffwechsels von KH auf fett bedingt war. Muskulaer scheine ich zumindest noch einige reserven zu haben. Allerdings daemmert mir jetzt schon dass meine 3 „bonus“-km am ende doppelt wehtun werden und verirren keine gute idee ist. es wird dunkel und ich ersehne die VS4 bei der esslinger furt herbei. Dort hoffe ich auf meine arbeitskollegin claudia, die sich als radbegleitung angeboten hat. Sie koennte als draufgabe das dropbag gleich mitnehmen, denn die werden erst nach der karenzzeit ins ziel gebracht. Das letzte stueckchen zieht sich und „meine“ lobau endet erst bei km100. Wieder nur brot mit aufstrich bei der VS4, dazu cola aber keine claudia. Die warmen sachen lasse ich im paket, leider auch die suessigkeiten.

Mit eingeschalteter stirnlampe mache ich mich auf den weg durch essling. Hier bin ich einmal probegelaufen und weiss etwa was auf mich zukommt: lange siedlungen, holprige feldwege und bundesstrassen. Das naschen wird wieder haeufiger, die pace sinkt und nach 8km laeutet auch noch das telefon: der GPS-tracker ist wieder ausgefallen (seit km83 erfahre ich nachher), aber ich weigere mich ihn wieder zu aktivieren. Just zu dem zeitpunkt ueberholt mich eine junge staffellaeuferin und ich haenge mich an. Gemeinsam jagen wir den schildchen nach und stellen fest, dass der reflektorspray – gedacht als verbesserung gegenueber der knicklichter im vorjahr – nicht erkennbar ist. Es ist kurzweilig mit ihr und ich verschiebe meine letzte toast-pause, um dranzubleiben. Sie glaubt, den schnitt ihrer staffel zu druecken, was ich aber leicht weg-argumentieren kann: schliesslich hat sie mich ja ueberholt und nicht ihr team. Kurz vor gerasdorf bedanke mich fuer die nette gesellschaft, lass abreissen und der schnitt faellt auf 6:20-6:30. Spaetestens als noch zweimal das telefon laeutet, beschliesse ich, meinen fans zuliebe dem tracker eine letzte chance zu geben.

In gerasdorf bei VS5 angekommen, bitte ich die netten damen hinter der labe um erledigung meines technischen gebrechens. Mit telefonischer unterstuetzung und im zweiten versuch (das ding war bereits wieder in meinem rucksack), duerfte es klappen. Zu diesem zeitpunkt bin ich ja noch in der annahme, mangels aussentasche der einzige mit solchen problemen zu sein. In die letzte etappe gehe ich mit einer halben mohnsemmel und einer boesen vorahnung. Den beginn der strecke kenne ich von einem misslungenen radausflug mit den kindern. Als problem stellt sich aber nicht die orientierung heraus, vielmehr ist der tank anscheinend wieder leer. Die kaelte beginnt auch an mir zu nagen und so schluepfe ich in meine regenjacke. Die km kriechen elendiglich langsam dahin… oder bin es doch ich, der kriecht. Entfernungen werden von der garmin auch am adw wohl gleich interpretiert, oder? Apropos: der akku weist nur noch ein stricherl auf und so wechsle ich kaum mehr von der „karte“ zu den restlichen daten. Nur das wissen um die relativ kurze verbleibende distanz haelt mich vom dauernden wandern ab. einzelne km sind schon erfolge und letzte suessigkeiten werden rasch vertilgt – bis auf das gummizeug ist letztlich alles aufgebraucht. Ich sehne den ominoesen bisamberg herbei, denn bei einer steigung ist egal wie mies ich beinander bin. Gegangen wird so oder so - und bergab helfen dann die gesetze der schwerkraft. Endlich geht es topologisch aufwaerts und mich ueberholen zwei staffellaeufer. Interessanterweise scheinen sich hier wieder viele teilnehmer „einzufinden“ und ich fuehle mich kaum allein. Der schritt ist so schwer, dass ich in flache abschnitte eine leichte steigung interpretiere um mit gutem gewissen nicht laufen zu muessen. Einzig der ehrgeiz alles gegeben zu haben und der gedanke endlich im warmen ziel beim chilli zu sein, halten mich vom troedeln ab. der hoechste punkt scheint schliesslich erreicht und vor mir eine strasse im kopfsteinpflaster: sie traegt den bezeichnenden namen kellergasse. Also keine ausreden mehr, in den laufschritt und hinunter. Schon laenger habe ich keinen plan mehr, welche distanz noch vor mir liegt. nach ein paar minuten kommt mir dann einer der zahlreichen „rettungsbiker“ zwischen essling und ziel entgegen. er meint, dass es nicht mehr weit sei – ca. 3.5km. tatsaechlich waren es wohl 5-6km. Die gasse zieht sich trotz gefaelle, immer wieder begegnen mir jugendliche halloween-gruppen und in der heurigen gegend komme ich mir auf meine art auch verkleidet vor. Kurz beneide ich die kinder um ihre schoki, aber daran soll es so kurz vor schluss auch nicht mehr scheitern. Ich laufe und laufe, gefuehlt endlos geht es diese strasse hinunter. Endlich im flachen angekommen, verliere ich kurz die orientierung und meine uhr leuchtet auf: der vorteil der dunkelheit bei „off course“… da hoere ich eine stimme aus dem nichts: „dodo, du bist da falsch“. Kurze verwunderung bevor mir bewusst wird, dass es claudia und ihr freund doch noch geschafft haben. Sie weisen mir den richtigen pfad durch das feld und begleiten mich mit dem rad richtung ziel. Von dort sind sie gerade gekommen und es verbleiben 3km. zeichen der enttaeuschung ob der relativ weiten entfernung werden unterdrueckt und meine aktuelle verfassung versuche ich durch stures weiterlaufen zu verbergen. So trotte ich praktisch schweigend, verfolgt von zwei radlampen, ueber traktorspuren dem ende meines laengsten tages entgegen. lang war er tatsaechlich – zu lange. Oder doch nur zu quaelend? schleppend bewegt sich auch das verhaeltnis von erschoepfung+schmerz zu erleicherung+stolz in die angenehmere richtung. Claudia fragt, ob ich mich nicht langsam freuen sollte, aber die generierung dieser hormone hat der koerper mangels energie offensichtlich eingestellt. ein blick auf die uhr zwecks abschaetzung der distanz zum ziel wird immer haeufiger und auf dem letzten km doch noch so etwas wie vorfreude und erleichterung, gefolgt von einem flotteren schritt.

Nach mehr als 14h, aber noch am 31.10.2015 biege ich auf das gelaende der schule ein und oeffne schliesslich in vorfreude das tor zur halle. Mit emporgestreckten armen laufe ich unter dem beifall der anwesenden ueber die ziellinie. Es folgen medaille, wein und gratulationen durch markus. Irgendwie fuehlt sich alles irreal an, und das zittern am koerper signalisiert starke erschoepfung. Dazu fehlt jeglicher appetit. Die beine sind ziemlich bedient, also strebe ich nach kurzer unterhaltung mit claudia den massagetisch an. dort verbringe ich zugedeckt die naechsten ca. 20-30 min bevor es eingewickelt in den schlafsack nochmal zum essen und plaudern geht. Claudia hat sich bereits verabschiedet und mangels dropbag beschliesse ich, die kurze nacht auch noch hier zu verbringen. Erstmals nach einem lauf formt sich in meinem kopf der gedanke „so etwas brauche ich nicht noch einmal.“ Durch das duschen stellen sich endlich waerme und wohlbefinden ein. Kurz noch etwas gegessen und ich verschwinde in meiner privaten garderobe. Zweimal wecken mich duschende kollegen, aber bis 04:00 werden es doch noch ca. 3h schlaf. Gefuehlt deutlich fitter und frohen mutes improvisiere ich mir mit hilfe einer zuvorkommenden dame hinter der labe ein muesli. Dann erblicke ich u.a. ulrich, der auf heidi wartet und wir tratschen noch ein wenig bevor ich nach meinem wirklich langen tag den heimweg antrete. Mir geht es am so koerperlich ueberraschend gut, geblieben sind verspannte waden sowie zwei blasen an den fuessen. Die kurze wanderung im LT mit meinen eltern stellt kein Problem dar.

der lauf ist absolut zu empfehlen. auch wenn es kleinere kritikpunkte gibt: der veranstalter bemueht sich und hat immer ein offenes ohr fuer Anregungen. vll gibt es ja doch ein wiedersehen...?
(fuer den bericht habe ich deutlich laenger gebraucht als fuer einen M, darum spare ich mir jetzt das formatieren und korrigieren. der ladestand des notebook-Akkus entspricht inzwischen etwa dem meinigen beim zieleinlauf...)

(inoffizielle) daten meiner garmin:
Distanz: 132,35 km
Zeit: 14:18:59
HM: +1.584,9 / -1.548,3
Gestoppt: 51:35
Pace: 6:29

Offline heitzko

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2015-10-31 Wien Rundumadum - Ganze G\'schicht - dodo
« Antwort #2 am: 03.11.2015, 06:40:10 »
danke für den spannenden bericht! da konnte man so richtig mitleben :). trotz verirrens und gps-tracker-zores die nerven bewahren und eine solche zeit laufen zu können, ist schon gewaltig!!! sehr beeindruckend ist auch, was du esstechnisch während es laufens "verwerten" kannst :).

Offline Pizzipeter

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2015-10-31 Wien Rundumadum - Ganze G\'schicht - dodo
« Antwort #3 am: 03.11.2015, 08:31:09 »
Gratuliere zu deinem Lauf, dem Durchhaltevermögen und zu einer unglaublichen Konstitution - verspannte Waden und zwei Blasen is nix! Bravo!
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Offline boenald

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2015-10-31 Wien Rundumadum - Ganze G\'schicht - dodo
« Antwort #4 am: 03.11.2015, 12:20:46 »
Ich hab jetzt - dogruns Bericht vom letzten Jahr eingeschlossen - insgesamt vier Berichte von diesem Lauf gelesen. Ob das in Summe wirklich eine Empfehlung darstellt einmal selbst mitzulaufen, ich weiß nicht. Ich glaub, mir fehlt da die Selbstdisziplin :-) - Aber umso imponierender, was du da geschafft hast! Bravo!
Paragraph eins: jedem sein´s.

Offline Ulrich

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2015-10-31 Wien Rundumadum - Ganze G\'schicht - dodo
« Antwort #5 am: 03.11.2015, 13:06:09 »
Thomas, deine Leistung ist beachtlich, dein Speiseplan ebenfalls.  Du bist halt ein  gesamtkunstwerk
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Offline Tschitschi

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2015-10-31 Wien Rundumadum - Ganze G\'schicht - dodo
« Antwort #6 am: 03.11.2015, 13:15:43 »
Traumleistung! Gratuliere!
"man muss wissen bis wohin man zu weit gehen kann" jean Cocteau

Offline rundumadum

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2015-10-31 Wien Rundumadum - Ganze G\'schicht - dodo
« Antwort #7 am: 03.11.2015, 16:14:48 »
Gratuliere dir zum Absolvieren und zur tollen Zeit. Wir haben uns ja auch einmal am Telefon gehört :-) Die GPS-Tracker haben sich manchmal aufgehängt, wenn sie im dichten Wald (Wienerwald, Lobau) länger kein Signal empfangen konnten. Sie dort wieder aktivieren zu wollen wäre aber mangels Empfang sowieso sinnlos gewesen, daher haben wir immer auf nach dem Wald gewartet. Ansonsten waren wir ja auch noch mit "Auf-die -Strecke-Zurückholaktionen" beschäftigt, was uns ja auch bei dir in Simmering ganz gut gelungen ist :-) Erhol dich!

Offline Anna

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2015-10-31 Wien Rundumadum - Ganze G\'schicht - dodo
« Antwort #8 am: 03.11.2015, 19:04:36 »
Gratuliere zu deiner beindruckenden Leistung - nach dem Lesen des ganzen Berichts verstehe ich auch, warum du mit dem Dreihufeisenberg auf Kosenamen-Niveau bist.

Offline uschi61

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2015-10-31 Wien Rundumadum - Ganze G\'schicht - dodo
« Antwort #9 am: 03.11.2015, 21:24:23 »
beeindruckender bericht - beeindruckender lauf: danke und gratulation zu beidem!!!
Lebe deine Träume!

Offline run4fun

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2015-10-31 Wien Rundumadum - Ganze G\'schicht - dodo
« Antwort #10 am: 04.11.2015, 22:38:54 »
Toller Lauf und schöner Bericht. Gratulieren!
Ernährung für Ausdauersportler
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Offline Richy

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2015-10-31 Wien Rundumadum - Ganze G\'schicht - dodo
« Antwort #11 am: 06.11.2015, 17:29:10 »
Beeindruckende Ess- und Laufleistung. Respekt :)

Offline JM

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2015-10-31 Wien Rundumadum - Ganze G\'schicht - dodo
« Antwort #12 am: 08.11.2015, 08:14:07 »
Danke für den kulinarischen Bericht. Und Gratulation zu dieser Wahnsinnsleistung.
When your life flashes before your eyes, make sure you’ve got plenty to watch

Offline sternschnuppe

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2015-10-31 Wien Rundumadum - Ganze G\'schicht - dodo
« Antwort #13 am: 12.11.2015, 14:21:40 »
voll super, das macht mir Lust auf Mitmachen!!! Gratuliere herzlichst!

 

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