Autor Thema: 2016-05-02 Belfast City Marathon - Anna  (Gelesen 903 mal)

Offline Berichte

  • Beiträge: 0
2016-05-02 Belfast City Marathon - Anna
« am: 02.05.2016, 00:00:00 »
Datum: 2016-05-02
Event: Belfast City  Marathon
Distanz: 42.195 km

Ersteller: Anna

Offline Anna

  • ****
  • Beiträge: 1.789
2016-05-02 Belfast City Marathon - Anna
« Antwort #1 am: 02.05.2016, 00:00:00 »
KEEP MOVING!

Letzten  Herbst im Krankenhaus habe ich  Adrian McKintys Krimi „In the morning I’ll be gone“ gelesen, der in Nordirland  der 80er Jahre spielt und mit einem Ausblick auf ein friedliches Nordirland endet. Für mich war das Grund genug, den Belfast Marathon ins Auge zu fassen und habe mich auch gleich angemeldet. Schon einen Monat vor dem Wettkampf bekam ich die Startunterlagen (inkl. weißen Champion-Chip und näheren Anleitungen) per Post zugesandt (Marathonmesse vor Ort gab es  keine). Die Anleitungen bezogen sich auf den Start (9 o’clock sharp!), Kleiderabgabe, Strecke und Ziel, wobei immer wieder der Hinweis „please don’t ask the staff“ zu finden war, weil sie können dir nicht deine exakte Zielzeit sagen oder eine andere als bestellte T-Shirt-Größe geben.
Der Lauf fand an einem Montag – Bank Holiday – statt. Angekommen bin ich am Samstag (Flug über Amsterdam) und hatte ein Hotel im Zentrum (nahe dem Start bei der City Hall). Sonntag morgens machte ich  noch den traditionellen Einstimmungslauf, diesmal bei strömenden Regen und nasskaltem Wetter. Da es den Rest des Tages blauen Himmel und bis zu 15° gab, war ich zuversichtlich für den Marathontag. Montag nach dem Frühstück dann ein kurzer Spaziergang zum Startgelände – dort beginnen sie gerade mit dem Aufbau, der Regen kommt nochmals wieder, aber das war es dann für den ganzen Tag. Um 8:30 war alles für den Start bereit, die Kleiderabgabe funktionierte tadellos, es gab Tafeln mit Zielzeiten zum Einordnen (auch wenn die Pacer dann irgendwo in der Menge verteilt waren). Der Start selbst war etwas lustlos, ein Signal um 8:59, dann wurden die Rollstuhlfahrer auf die Strecke geschickt und eine Minute später die Läufer. Etwas Musik und mehr Ansagen hätte das Ganze pathetischer gemacht. Die Strecke war überraschend hügelig, mit teils langgezogenen Anstiegen und natürlich Bergab-Passagen, dazu machte sich auch immer wieder der Wind bemerkbar. Neben den Läufern waren auch Staffeln unterwegs, die waren aber nach dem 1. Wechsel kaum mehr bemerkbar, das Feld sehr locker. Die Laufstecke (1 Runde) führte zuerst nach Westen, am George Best-Flughafen vorbei, dann zurück ins Zentrum und Richtung Norden, bis wir an der Küste ankamen und wieder Richtung Zentrum liefen, vom Motorway bis Radweg war alles drin, mal mit Verkehr nebenan, dann wieder ruhig. Nach einem bewusst verhaltenen Start (nur die ersten 2 Meilen kontrollierte ich die Zeit) bin ich ruhig und „zeitlos“ weitergelaufen – ich habe es genossen, für mich zu sein und habe mir den Grundsatz „keep moving“ zu Herzen genommen. Die letzten 3 Meilen wurden etwas schwerer und die letzte Meile eindeutig zu lang – was auch daran liegen kann, dass man im Park nebenan schon über Lautsprecher die Zieleinläufe mitverfolgen konnte). Zuschauer waren im Zentrum zahlreicher, aber auch unterwegs immer wieder zu finden, zB auch auf zugigen Brückenabschnitten, und viele boten jelly beans und Orangen an und feuerten an. Wasser gab es all 2-3 Meilen, später auch Iso und Gel. Nach dem Zieleinlauf im Ormeau-Park gab es Wasser als Zielverpflegung und das Finisher-Bag mit T-Shirt. Den Kleiderbeutel gab es ruck-zuck und einen Gratis-Shuttlebus (alle 5 min) zurück ins Zentrum. Es waren rund 3.000 Marathonläufer und 1.000 Staffeln, davon viele für Charity-Zwecke.
Die Endzeiten waren erst am Abend verfügbar, die gewohnte Sortierung der Ergebnisse war jedoch nicht möglich, das funktioniert normalerweise besser. Jetzt verstehe ich auch den Hinweis, dass die Gewinner erst Mitte Mai feststehen und extra verständigt werden. Ich hab ein etwa nachverfolgen können, das sich 17. Frau geworden bin. Schon am Samstag auf der  Fahrt von Flughafen traf ich einen deutschen Marathonläufer (M 75);  als ich ihn beim Rückflug wieder am (überschaubaren) Flughafen traf, wollte er auch seine Platzierung wissen , was mit einer 5-Stunde-Zeit schon mühsam zum nachverfolgen ist. Besagter  Deutscher sammelt Marathons in aller Welt (marathoncountryclub), wobei man in mindestens 30 Ländern einen Marathon gelaufen sein muss. Nebenbei will er – ähnlich wie Kitty im Forum – in jeder Minute über 5 Stunden einen Marathon finishen; diesmal  hat er eine schon belegte Zeit erreicht.
Was ist noch zu Belfast zu erwähnen: die Menschen sind unverkennbar Iren – freundlich und aufgeschlossen; viele junge Menschen (was auch an den Unis liegen kann). Die Spuren der 80-Jahre-Unruhen sind vor allem noch als Wandmalerei („murals“) in den protestantischen  und  katholischen Vierteln als Touristenattraktion zu sehen. Die Peace Wall sowie das konfessionell getrennte Ausbildungssystem  sowie manche Aussagen im gerade laufenden Wahlkampf  zeigen aber, dass der Friedensmarathon noch immer im Laufen ist.  
Belfast und der Marathon waren die Reise wert.

Offline Pizzipeter

  • ******
  • Beiträge: 7.657
2016-05-02 Belfast City Marathon - Anna
« Antwort #2 am: 09.05.2016, 06:53:25 »
Super, Anna, und danke für den Bericht!
Wenn ich mir einen Marathon aussuchen will, werde ich deine Berichte durchforsten. :-)
Fit-RABBIT-Gutscheincode: ODB-587

Offline JM

  • *****
  • Beiträge: 13.428
2016-05-02 Belfast City Marathon - Anna
« Antwort #3 am: 26.05.2016, 09:23:46 »
Danke für den Bericht Anna. Habe mir extra von der Olivenernte frei genommen um ihn zu lesen. Einige Highlights sind ja dabei. Schön zu lesen. Nur dein super Resultat hast du vergessen zu erwähnen. Weltklasse !
60 Marathons über 5h zu  laufen klingt anstrengend. Das wirst DU sicher nicht schaffen, solange du noch viel näher bei den 3h bist als bei den 4h :-) geschweige denn 5h
When your life flashes before your eyes, make sure you’ve got plenty to watch

 

SimplePortal 2.3.6 © 2008-2014, SimplePortal