Lassee – rundherum das ist nicht schwer ;-)
Wers glaubt, solls einmal probieren. Aber ich will nicht vorgreifen, deshalb die Vorgeschichte:
Mein Bruder und ich haben uns ziemlich bald – Mitte/Ende November – dazu entschieden, am 6h Lauf in Lassee teilzunehmen. Er, da er meinte, dass sei ja nicht viel länger als sein Marathon, ich weil ich seit meinem letzten Antreten (Stichwort Sanizelt) noch eine Rechnung offen hatte.
Die Vorbereitung sollte im Dezember starten, doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Folgeerscheinungen vom Rundumadum solange anhalten würden. Mit Müh und Not konnte ich den Wintertrail Anfang Jänner halbwegs laufen, aber weit entfernt von einer guten Form. Doch anscheinend war dieser Lauf das Kickoff zu einem doch passablen Training – Umfänge von bis zu 90km, doch einige 3h-Läufe, alles ohne nennenswerte Wehwechen, ließen auf einen guten Wettkampf am Tag x schließen. So war es dann nicht verwunderlich, dass ich von 6x km träumte und den Plan danach ausrichtete. Als dann auch der Wetterbericht gut schien, das Tapering positiv verlaufen war, freute ich mich auf Lassee. Mein Bruder konnte erkrankt nicht daran teilnehmen, das war ein Wermutstropfen, echt schade, wäre sicher lustig gewesen. Für den Tag hatte ich alles vorbereitet, Essen (Gummizeugs mit Salz, Wraps mit Hummus und Oliven sowie Gels) und Trinken (Iso und Apfelsaft gespr. mit Salz) selber, aber auch von dort, war der Plan. Dankenswerterweise durfte ich mit einem ultraerfahrenen Läufer mittfahren – Josef . Er sollte nicht der einzige Fori an diesem Tag bleiben. Trotz Umleitung kamen wir gut nach Lassee, Parkplatz war auch gleich einer gefunden und noch vor der Abholung der Startnummer trafen wir Andy Berninger - er war für mein Losglück bei der Tombola mitverantwortlich – er lieh mir kurzfristig Geld, drei Flaschen Wein waren mein Gewinn. Ab diesem Zeitpunkt hatte sich für mich der Tag schon gelohnt. Vorm Lauf die üblichen Dinge, alles an Essen und Trinken bereitstellen, bekannte Gesichter begrüßen (Carola als Unterstützung bei der Orga, Martin, Heinz und einige vom ULC Heustadlwasser )anstellen fürs Klo, dann kam auch schon die Durchsage, bitte anstellen zum Start.
Pünktlich zum Start kam die Sonne heraus – nicht gerade mein Wunsch – dafür war es noch angenehm frisch – kurz/kurz war klar.
Start: 9:00 Mein Ziel war es möglichst knapp unter 6:00 zu laufen, das bedeutete eine Rundenzeit von 11:20, wobei hier auch ein bisschen Spielraum mit einberechnet war. In der ersten Runde schaffte ich es tatsächlich zu langsam zu beginnen, dies hab ich in der zweiten Runde wieder hereingeholt (ob das gscheit war?). Ursprünglich wollte ich jede 2. Runde trinken und jede 4. Runde essen, aber das es doch noch kalt war, begann ich erst ab der 3. Runde mit dem trinken. In welchem Rhythmus ich dann gegessen und getrunken habe, weiß ich nicht mehr. Fix ist, dass ich, wie vorgenommen, nach 9.5km = 5 Runden in mich gehorcht habe, ob das Tempo passt – es passte. Das gleiche Spiel nach 19km – es passte noch immer. Was waren so die ersten Eindrücke auf den ersten Runden: jedes Mal wenn mich Heinz oder Martin überholten, lief das so – „Peter!“, „Heinz!“, „Super, Peter!“, „Super, Martin!“ - dann kam einmal mit einer unglaublichen Geschwindigkeit Josef von hinten heran und überholte mich, dass ich mir dachte, bin ich jetzt so langsam plötzlich geworden? Hinterher nach gefragt, sagte Josef, dass Albert (?) plötzlich das Tempo angezogen habe, er sei mit gelaufen, kurz. Blieb lange in Sichtweite vor mir, bevor ich ihn überholte habe.
Nach 28.5km war mir klar, dass ich das Tempo Richtung 60km nicht mehr lange halten würde können. Zum Einen war es mir jetzt einfach etwas zu warm, zum Anderen hatte ich mit der Luft zu kämpfen, naja und körperlich war mir auch klar, dass ein Beibehalten des Tempos eine Qual ab 4h zu Folge haben würde. Also zählte ich ab diesem Zeitpunkt nicht mehr die Sekunden, sondern lief nach Gefühl – die Uhr zeigte 6:15 – das fühlte sich gut an. Nach ca. 4h habe ich ein kurzes Zwischenhoch gehabt, allerdings habe ich nach Blicken auf die Uhr gemerkt, dass stetig langsamer wurde. 6:30 war plötzlich angenehm; langes Verweilen bei der Labe und im Gehen essen und trinken wurde zur liebgewonnenen Gewohnheit. 6:45 war noch angenehmer. Das ging so weit, dass ich um 40km mit einem Mitläufer relativ lange gegangen bin; zu diesem Zeitpunkt war es mir egal, ob ich jetzt 40, 45 oder was auch immer schaffen würde. Erst der Gedanke, dass ich 50km in 5h12 gelaufen war, brachte mich wieder in Schwung und verkürzte die Essenspausen wieder. Bald war klar 50km gehen sich aus, aber was geht darüber hinaus? Die Uhr schritt unerbittlich voran, die Zeit wurde weniger, genauso wie meine Kraft. Martin war dann schlussendlich „verantwortlich“, dass ich noch einmal alles gab. 26min noch zu laufen, ich ging gerade nach der Labe, wieder etwas länger als vorher, als von hinten der Aufruf kam – „Geht schon, Peter, Endspurt!!!“. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte, dass mit einem ordentlichen Finish (Pace 5:30-6:00) noch 55km möglich wären. Wie soll ich die letzten zwei Runden beschreiben? Gefühlt bin ich geflogen – die Labe wurde rechts liegen gelassen, letzte Runde 13min Zeit, sollte ich auf jeden Fall ausgehen – yes!!! Noch nach dem Ziel um die Kurve zur Eigenverpflegung, aus dort auf die Schlusssirene und das Vermessen gewartet. Noch das kurze Bangen, ob ich mich nicht verrechnet hätte, nein, schwarz auf weiß 55km und ein bisschen darüber.
Äußerst positiv waren die wenigen, dafür umso mehr begeisterten und begeisternden Zuschauer: 6h lang laufen ist ja jetzt nicht so einfach, doch 6h auf der Strecke unermüdlich alle Läufer anzufeuern, ist mindestens genauso anstrengend - für mich war klar, dass ich in diesen Bereichen immer laufen musste ;-).
Die Organisation war topp – der Sprecher sensationell!!!
Ich werde wieder kommen – die Stimmung ist echt einzigartig – witzigerweise verging die Zeit relativ schnell, vorallem als ich mir den Druck vom angestrebten Ziel genommen hatte. Ich hatte wirklich Spaß beim Laufen – wie mein Blogtitel sagt. Der Muskelkater hält sich in Grenzen, dank Regenerationsdrink von Heinz und Pferdebalsam, die Oberschenkel schreien halt beim bergab gehen, aber wie heißt es so schön, der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt.
So steht es nun 3:2 für die Ultras gegenüber Marathons.