Autor Thema: 2009-07-11 24h Wörschach Benefizlauf - R.Roland  (Gelesen 1101 mal)

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2009-07-11 24h Wörschach Benefizlauf - R.Roland
« am: 11.07.2009, 00:00:00 »
Datum: 2009-07-11
Event: 24h Wörschach Benefizlauf
Distanz: 150.000 km

Ersteller: R.Roland

Offline R.Roland

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2009-07-11 24h Wörschach Benefizlauf - R.Roland
« Antwort #1 am: 11.07.2009, 00:00:00 »
Laufen: Es könnte so einfach sein, ist es aber nicht…

( 4er Staffel-Herren / Gotti, Gerd, Roland, Wolfgang )

Eigentlich soll dieser Bericht dem Lauf in Wörschach gewidmet sein, trotzdem muß ich weit ausholen und im Frühling 2008 beginnen. Damals war ich gut trainiert, alles lief rund und genau vor dem Marathon wurde ich krank. Danach wurde auch noch der Ersatzmarathon gestrichen, die Veitsch traute ich mir aufgrund Knieschmerzen nicht zu und im Vorfeld des Berlinmarathons kam ich überhaupt nicht mit dem Training zurande. Ein Training brach ich sogar ab, weil der Kopf verweigerte und meine motivierten Beine keinen weiteren Schritt mehr laufen liessen. Überhaupt habe ich in Folge für den Berlinmarathon zwei Wochen ernsthaft trainiert und drei Wochen davor gar nichts gemacht. Der Akku war einfach stressbedingt und aufgrund aller möglichen Dinge die auf mich einprasselten völlig leer.

Was tun? Dick werden? Gute Idee! Immerhin geht das meist einher mit gutem Essen – jedoch war das auch nicht meine angestrebte Lösung. Daher wurden immer wieder die Laufschuhe angezogen, ohne Ziel und teilweise auch völlig lustlos. Der Marathon in Wien wurde nur als Staffelbegleitung bewältigt und für Wörschach dann doch ein wenig trainiert.

Dann war sie da, die Woche in dem Wörschach stattfand! Meine Mitfahrgelegenheit war nicht mehr existent und ich suchte eine neue Möglichkeit. Dankenderweise erklärten sich viele Forianer bereit mich mitzunehmen und ich fand einen Platz im Auto von Gotti.
War da nicht noch was? Ach ja, mit wem laufe ich überhaupt? Schnell noch das Forum nach meinen Team durchsucht - ich hatte wirklich so gar keinen Plan.

Am Freitag in der Früh klaubte mich Gotti dann bei Erdberg auf und es ging ab Richtung Wörschach. Eine lange Fahrt mit viel Gepäck und regnerischen Wetter. Nach einem deftigen Mittagessen erreichten wir Wörschach und trafen auf Gerda und Manfred die sich dem Zeltaufbau widmeten. Kurze Zeit später halfen wir bereits mit und wurden später noch von Mischa unterstützt.

Dann began das Warten! Das zähe nervenaufreibende Warten – ich halte das vor einem Wettkampf nicht aus! Zwar verbrachten wir einen netten Abend, mit Startnummer abholen, Strecke besichtigen, Bosna essen (zumindestens ich) und zweimaligen Abendessen (ja, das auch), aber mir ging es nicht gut. Besorgt war ich deshalb nicht, da es mir meist vor einem Rennen mies geht – aber die Zeit wollte nicht verstreichen.
Zurück in unserer Pension trafen wir auf Manuela mit Mann und der kleinen Isabell und setzten uns nachdem wir Heike abgeholt hatten und Isabell lautstark im Restaraunt an der Theke Milch geordert hatten zu einem Abendgetränk zusammen.

Danach ging es ins Bett und zum Glück schlief ich gut und relativ lang – aufgestanden wurde um 07:00. Nach dem Frühstück, Kontaktlinsen rein – ob die wohl mehr als 24 Stunden durchhalten? – und mit dem Auto rechtzeitig vor unser run42195.at-Zelt.
Dann began wieder das Warten! Ich spielte mit Gernot Karten um mir die Zeit zu vertreiben, trotzdem hatten wir noch Unmengen an Zeit bis 14 Uhr. Zum aus der Haut fahren! Ich reagierte schon wieder allergisch auf das Warten und mir ging es körperlich immer bescheidener! Wann geht es endlich los?

Endlich! Es ist zwei Uhr! Ich bin der dritte Läufer, ich muss mich daher noch weiter gedulden, aber endlich ist die Startsirene ertönt. Gotti läuft die erste Runde, gibt die Spielführerbinde (die heisst wirklich so) weiter an Gerd, dann bekomme ich sie das erste mal von ihm in die Hand gedrückt und es geht los. Bin ich froh endlich laufen zun dürfen! Ich versuche langsam zu laufen und geniesse den Lärm auf der Strecke. Die erste Runde ist bewältigt und ich gebe die Schleife an Wolfgang weiter. Meine Zeit ist um vieles zu schnell – habe ich gar nicht gespürt. Ein 4:36er-Schnitt als Einstand, das muss erheblich langsamer werden.

Nach der zweiten und dritten Runde pendelte sich mein Kreislauf endlich ein, das in der Wartezeit angestaute Adrenalin wurde abgearbeitet, mir ging es erheblich besser und der Schnitt festigte sich auf ziemlich genau 5min/km. Eigentlich immer noch zu schnell, aber irgendwann gegen Abend gab ich es auf langsamer zu laufen. Es tat mir nicht weh und nach jeder Runde hätte ich ohne Probleme noch eine anhängen können.
Der Abend nahm seinen Lauf und die Sonne began sich zu verabschieden. Wir wechselten weiter durch und hatten konstante Zeiten. Weiter immer weiter! Laufen – sitzen, manchmal etwas essen – und wieder laufen.

Um Mitternacht dann ein Feuerwerk, ich war auf der Strecke und lief immer noch im kurzen T-Shirt. Es war zwar bereits kühl, aber noch nicht so schlimm. Nach Mitternacht wurde es etwas zäher. Die Zeiten waren zwar immer noch gleichbleibend, jedoch wurde das Ausziehen der schützenden Schichten vor dem Wechsel immer mühsamer und schliesslich stand man bibbernd vor dem Zelt und wartete auf den nächsten Einsatz.

Zwölf Stunden waren überstanden und wieder bekam ich die Schleife von Gerd, drehte mich um und lief – inzwischen mit Stirnlampe – los, drückte die Stopuhr und streifte die Binde über den linken Arm. Die leichte Steigung rauf, eine leichte Linksdrehung, dann über die Holzbrücke, ein paar Schritte abwärts, bei der Bike-Pyramide vorbei, ein Rechtsknick, der Wasserlache ein weiteres Mal ausgewichen, durch die Unterführung mit dem groben Naturstein, links abbiegend am Zelt mit einer echt bescheuerten Musik vorbei, leicht rechts drehend und immer noch leicht steigend an überdachten offenen Garagenplätzen vorbei, geradeaus der Friedhof der mit einer scharfen Rechtskurve links liegen gelassen wird, rechter Hand am Sportgeschäft vorbei, am kleinen Brunnen, immer noch leicht steigend, ein Linksknick, nochmal leicht links – auf den Bordstein achten – runter auf die Strasse zum Start-Zielbereich. Vorbei an Uschis Team, die mich im Laufe des Rennens noch viel anfeuern sollte und mir Kraft mit auf den Weg gab, durch den aus Paletten aufgebauten Übergang, bei den klopfenden Rundenzählern vorbei (einfach toll, dieses Bild und die Stimmung!) über die Zeitnehmungsmatte und gerade aus weiter. Ein weiteres Mal am Verpflegungsstand vorbei, leicht links drehend Richtung Bosna-Standl, links abwärts zur Unterführung – ab hier ist es echt dunkel – eine Linkskurve auf die Gerade mit den Spielbetrieben in der angrenzenden Wiese und weiter immer weiter … rauf auf die leichte Erhebung, eine Geschwindigkeitsmessung die mir zwischen 0 und 18 km/h so ziemlich alles anzeigte, rechts abbiegend – genug Abstand haltend zum Gitter, niemand soll blockiert werden – durch einen weiteren Übergang, die Strasse runter an Einfamilienhäusern vorbei. Ein leichter Linksknick mit Scheinwerferbeleuchtung von hinten, ein weiteres Mal sah ich meinen Schatten an der Hausfront mir voraus eilen, die unermüdlichen Anfeuerungsklopfer am rechten Strassenrand, leicht linksdrehend, leicht rechtsdrechend, dann wieder links knapp an den Begrenzungsstehern vorbei mit Bedacht niemanden zu blocken, bei der Rechtskurve rechtzeitig nach innen drehen um Meter zu sparen, vorbei am zweiten Verpflegungszelt, links haltend links drehend über die Holzbrücke - dabei wenn möglich noch einen Läufer überholen, wieder nach rechts lenkend um Meter zu sparen, links haltend und es geht rauf an der Zeltstadt vorbei in der inzwischen einige Feuerstellen brannten, endlich in die letzte Linkskurve, dabei bereits Schleife abstreifend, dann die Hand zwecks Erkennung hebend und rechts am Streckenrand an Wolfgang das Band übergebend war eine weitere Runde mit 2323,75 Meter bewältigt.

In der Nachphase legte ich mich ein paar Mal in den Schlafsack, genutzt hat es wenig und den schlimmste Zeitpunkt hatte ich gegen halb vier als ich bibbernd und zitternd aus dem Schlafsack kroch, ein weiteres Mal die Schuhe anzog – Startnummer kontrollierend; ja, vorhanden – und mich zum Zeltausgang begab. Kalt, so unendlich kalt! Ich empfing Gerd zähneklappernd und machte mich auf eine weitere Runde.
Irgendwann in der Nacht stolperte auch noch Mischa ins Zelt und sah gar nicht gut aus. Bewundernswerter Weise war er trotz dieses Einbruchs nach einer kurzen Rast wieder auf der Strecke und ging und lief Runde für Runde…

Für mich war nach konstanten Runden und leichtem Rückgang in den Durchgangszeiten irgendwann mit Sonnenaufgang der Ofen aus. Mein Körper konnte keine Energie mehr freisetzen und die Zeiten waren rückläufig – daran konnte auch der motivierende Sonnenaugang nichts ändern. Um sieben Uhr dann der absolute Knackpunkt. Ich glaubte bereits die Uhrzeit wäre mein Split und überhaupt wir hatten noch mehr als ein Viertel der Zeit vor uns! Warum sind nur alle so unerträglich gut drauf!?
Die nächste Runde ging ich – Ende – ich wollte nicht mehr! Ich bog um die letzte Kurve und wurde aufgebaut, keine Kritik über die langsame Runde, nur aufbauende Worte. Ein weiteres Mal riess ich mich am Riemen, nur schneller wurde ich nicht mehr. Ab hier ging und lief ich, freilich irgendwann ging ich mehr als ich lief…

Die Vormittagsstunden nutzte ich noch um Andreas, einen Arbeitskollegen anzufeuern und mit ihm ein wenig zu plaudern, JeanMarie und Manu wurden begleitet und ich für meinen Teil quälte mich von Runde zu Runde. Mittags! Zwei Stunden noch – eine halbe Ewigkeit! Ein weiteres Mal auf die Strecke, dann wieder sitzen und einfach nichts tun, sogar der Griff zur Wasserflasche ist schwierig.

Endlich! Meine letzte Runde! Megastaffelteilnehmer, Staffelteilnehmer und Betreuer am Streckenrand applaudieren. Wunderschöne letzte Runde, einfach überwältigend! Einmal übergebe ich das Band noch an Wolfgang und stehe dann selbst am Rand und applaudiere den Vorbeiziehenden zu. Kurz vor Ende machen wir uns gemütlich auf den Weg zum Ziel, die Schlußsirene – wir bleiben stehen und werden vermessen und es geht in den Zielbereich. Ich bin müde und fertig, jedoch froh es überstanden zu haben. Bald machen wir uns auf den nachhauseweg, am nächsten Tag werde ich gefragt:
"Ist das g’sund?", "Warum machst du sowas?" … Ich weiss momentan keine Antwort. Ja, warum eigentlich?
Die Erinnerungen sind noch sehr präsent und so kommt die Antwort von alleine: "Weil ich es wollte, weil es trotz allem schön war und ich mich unglaublich lebendig fühlen durfte!"
 
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Offline JM

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2009-07-11 24h Wörschach Benefizlauf - R.Roland
« Antwort #2 am: 17.07.2009, 19:43:09 »
Schön auch von dir einen Bericht zu lesen. Passt genau zu dir, wie akkurat du die Strecke beschrieben kannst. Details die mir zum großen Teil verborgen blieben. Kann mich erinnern wie du mich und Manuela gehend eine Runde begleitet hast. Obwohl es dir selber mies ging zu dem Zeitpunkt hast du mir( uns) noch Mut gemacht. Der allerletzte Satz deines Berichtes vibriert nun auch schon öfters in meinen Gehirngängen. Trotz aller Strapazen war es als Gesamterlebnis doch auch irgendwie schön. Gratulation zu deinem Wörschachpremiere - hast echt tapfer durchgehalten ! Vielleicht bist du ja jetzt aus deinem Lauftief ganz heraus gerissen worden ?
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Offline chribi

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2009-07-11 24h Wörschach Benefizlauf - R.Roland
« Antwort #3 am: 18.07.2009, 11:31:00 »
danke für den bericht, spiegelt genau deine stimmungen in den 24 stunden.

Offline running1951

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2009-07-11 24h Wörschach Benefizlauf - R.Roland
« Antwort #4 am: 18.07.2009, 14:31:16 »
Gratuliere zum Erlebnis einer langen Nacht.
Mit dieser Vorbereitung ("...und für Wörschach dann doch ein wenig trainiert...ich hatte wirklich so gar keinen Plan...") hast eh lange durchgehalten.
Läufer lachen, leben, lieben länger

Offline Wienerwaldläufer

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2009-07-11 24h Wörschach Benefizlauf - R.Roland
« Antwort #5 am: 19.07.2009, 11:05:59 »
Gratulation zum Durchhalten. starke Leistung ...
its always good at the end. If its not good, its not the end

Offline boenald

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2009-07-11 24h Wörschach Benefizlauf - R.Roland
« Antwort #6 am: 19.07.2009, 20:14:17 »
wieder einer, der die frage nach dem Warum zunächst quasi mit einem Achselzucken beantwortet. hat was konsequentes :) aber vielleicht ist die möglichkeit "trotz allem" was schönes zu erleben ja grund genug für so manches. unter anderem fürs laufen...
Paragraph eins: jedem sein´s.

Offline Gerd Gröbminger

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2009-07-11 24h Wörschach Benefizlauf - R.Roland
« Antwort #7 am: 20.07.2009, 09:22:12 »
Wenn ich mir jetzt so die zeiten unserer Lauftabelle ansehe muss ich sagen, dass Du viel besser warst als Du es empfunden hast.
Super Leistung ROland und es war echt nett im Tem mit Dir.
lg Gerd
Freu mich auf 2 Monate Lauftraining ohne Zwangspausen :-(

Offline elisabeth

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2009-07-11 24h Wörschach Benefizlauf - R.Roland
« Antwort #8 am: 21.07.2009, 15:20:13 »
Tut mir Leid wegen der plötzlich nicht existenten Mitfahrgelegenheit...

Ich find auch, dass es schön war! Sicher ein einzigartiger, unvergesslicher Forumsausflug!

Danke für den Bericht. Wenn ich erraten müsste wer ihn geschrieben hat: Ich wüsste sofort, dass er von dir ist!:-)
Jetzt fehlt nur mehr dein Bericht von unserem Berlin Spaziergang:-))

Offline heitzko

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2009-07-11 24h Wörschach Benefizlauf - R.Roland
« Antwort #9 am: 22.07.2009, 19:50:37 »
roland ich glaube das war der äußerst gelungene und geniale auftakt zum wiedereinstieg in den langstreckenlauf :). nächstes jahr kommt ein harmloserer 56 km lauf ;). gratulation zu der super leistung, du kannst auch ohne training spitzenmäßig laufen!

Offline Richy

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2009-07-11 24h Wörschach Benefizlauf - R.Roland
« Antwort #10 am: 27.07.2009, 23:58:01 »
Da kamen ja noch Berichte dazu ...
Gratulation und Danke für den Bericht.
Bei dem Intervalltraining muß dann auch gleich ein Herbstmarathon eingeplant werden ;)

 

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