Diesmal Marathon in Antwerpen
Der Marathon in Antwerpen ist mit rund 2.000 Teilnehmern ein kleinerer Marathon. Die große Masse der 40.000 Teilnehmer nimmt die 10 Meilen in Angriff, daneben gibt es noch einen short run (5 km) und einen Kinderlauf. Gestartet wird am linken Ufer der Schelde; zum Start kommt man durch den Fußgängertunnel oder mit der Fähre. Der Marathon startet um 9:00 und streift in einer Runde einige Gegenden von Antwerpen (hauptsächlich am rechten Ufer) mit dem Ziel am Großen Platz. Die Kinderläufe sind im Laufe des Vormittags, die 10 Meilen starten erst nach Ende des Marathons. So haben die Marathonis genug Muße und Laufstrecke für sich. Eingeteilt in Blöcke (jeder konnte sich selbst einordnen) und mit Pacemakern von 2:59, 3:15 bis 5:00 war es – jedenfalls in meinem Bereich - ein angenehmes Laufen ohne große Hektik oder stop&go-Rhythmus. Die Zuschauer fanden sich nicht so zahlreich ein. Aber viele waren per Rad unterwegs und haben wiederholt angefeuert. Viele Läufer hatten auch ihre persönliche Radbegleitung – sie haben nicht richtig gestört; es war nur teilweise irritierend. Auffallend viel Polizei war im Einsatz und bei manchen Straßenabsperrungen waren sie auch bewaffnet. Ich habe mich im 3:15-Block eingeordnet und wollte mit 4:50-4:45 min-Tempo beginnen. Km 5 habe ich übersehen; das war ich wahrscheinlich durch den Anstieg nach Passieren des Tunnels auf das rechte Ufer abgelenkt. So habe ich erst bei km 10 gemerkt, dass ich zu schnell war. Die eine Option war langsamer werden und die 2. Option war, das Tempo durchhalten, so lange es geht und dann gepflegt eingehen. Diesmal habe ich Option 2 gewählt und bin einfach weitergelaufen, ohne groß auf die Zeit zu schauen (da lobe ich mir meine alte Polar ohne GPS und mit Ziffern, wo nach 1 Stunde Laufzeit die Sekunden kaum mehr lesbar sind). Die Strecke war weitgehend flach, teils Asphalt, teils Pflaster („gute“ Platten und „böse“ Steine); manchmal etwas holprig.
Der Vorname war auf der Startnummer aufgedruckt, damit gab es manche persönliche Anfeuerungen. Ab km 30 habe ich wiederholt sowas wie „utbest frau“ gehört; habe vermutet, dass sie mir meine Platzierung sagen, auch wenn ich nicht wusste, welcher Platz. Später habe ich im Hotel gefragt und erfahren, dass das „good luck“ heißt. Auch wenn die Platzierung nicht allzu viel aussagt, sondern die Zielzeit wichtiger ist, hat es mir doch Kraft gegeben. Die letzten 3 km wurden dann zäher; aber nach meiner Uhr war meine Wunschzeit von sub 200 min (<3:20) noch realistisch.
Als Zielverpflegung gab es für alle eine Flasche Iso, eine Flasche Wasser und einen Pfefferkuchen. Auf der Strecke alle 2,5 km Wasser, alle 5 km auch Iso, später auch Bananen. Das Startersackerl enthielt nur die Startnummer und eine Broschüre mit Laufinfos sowie einen Tag für die Kleiderabgabe – also eher spartanisch (man hätte auch ein Charity-T-Shirt um 10 € kaufen können).
Insgesamt ein kleinerer, fein organisierter Lauf in einer wunderschönen (alten) Stadt.
Am nächsten Tag traf ich beim Frühstück einen weiteren Marathonläufer – erkennbar am schmerzhaften Humpeln. Er kam aus Russland und will alle „großen“ Marathons (d.h. Städte mit olympischen Spielen) laufen. Ja, sagte ich, Antwerpen 1920; er war erstaunt, dass ich das wusste. Es geht halt nichts über eine akribische Vorbereitung!